Allein, allein...allein, allein...

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anjanaka Avatar

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Maxwell Sim kommt von einem 3wöchigen Australienurlaub zurück, in dem er eine tolle Frau namens Poppy kennengelernt hat. Doch jetzt, wo er wieder zurück ist, wird ihm seine große Einsamkeit bewusst. Nach seiner Ankunft ist er nicht in der Lage direkt in seine leere Wohnung zurückzugehen und setzt sich auf eine Bank an einem Stück Wiese. Er beobachtet die Leute, die auf dem Weg zur Arbeit an ihm vorbeikommen und ist traurig darüber, dass keiner zu ihm Kontakt aufnehmen will, keiner ihn grüßt.

Am Ende kommt doch jemand auf ihn zu, aber nur um ihm sein Handy abzunehmen und wieder zu verschwinden. Dass ihn überhaupt jemand angesprochen hat, freut ihn allerdings so sehr, dass er dem Dieb noch den Weg zum Bahnhof erklärt. Allerdings hat er jetzt Poppys Nummer nicht mehr, denn die war nur in seinem Handy gespeichert.

Als er schließlich doch in seiner Wohnung ankommt, hofft er, im Briefkasten einen Brief von seiner Tochter vorzufinden, aber Fehlanzeige. Auf dem Anrufbeantworter ist auch nur eine Nachricht von seinem Zahnarzt und als er sich bei Facebook einloggt, hat ihm dort keiner seiner 70 "Freunde" eine Nachricht oder einen Beitrag auf der Pinwand hinterlassen. Von den über 100 E-Mails, die er erhalten hat, sind fast alle Spam-Mails, die ihm Viagra oder eine Penisvergößerung anbieten. Als schließlich doch noch eine Mail von seinem Freund Trevor auftaucht, der mit ihm ein Bier trinken gehen will, ist er sehr erleichtert. Jemand hat ihn vermisst!

Denn seine Exfrau wohnt mit der Tochter in Cumbria und sie haben nur noch sporadischen Kontakt. Ein paar Floskeln am Telefon, der Tochter geht es gut, in der Schule ist alles bestens,... Die Freundschaft zu seinem Grundschulfreund Chris ist nach einem gemeinsamen Urlaub in die Brüche gegangen. Und mit seinem Vater versteht er sich auch nicht besonders gut. Er hat also eigentlich niemanden.

Umso besser kann man verstehen, dass er sich im Internet, als Mutter getarnt, ein Profil erstellt und unter falscher Identität Kontakt zu seiner Exfrau aufnimmt. Einfach um ein bisschen mehr von ihr zu erfahren als die paar Wörter, zu denen sie sich in ihren Telefongesprächen durchringt.

 

Die Leseprobe lässt sich gut lesen und man kann sich direkt in den Protagonisten hineinversetzen. Ich glaube, wir hatten alle schonmal Tage/Momente, in denen wir uns unglaublich einsam fühlten und jegliche Kontaktaufnahme irgendwie scheiterte. Allerdings hört die Leseprobe auf, bevor irgendetwas Spannendes passiert. Und ich bin mir sicher, dass da noch etwas Spannendes kommt. Denn sonst wäre dieses Buch doch sehr deprimierend.

Was ich auch gut finde, ist, dass es ein bisschen gesellschaftskritisch geschrieben ist. In was für einer Welt leben wir eigentlich, in der man deprimiert sein muss, weil einem keiner seiner Facebook-Freunde geschrieben hat? Und was für "Freunde" sind das überhaupt?

Und wie kann es sein, dass man sich unter falscher Identität mit der Ex-Ehefrau unterhalten kann und plötzlich mehr über sie erfährt, als in vielen gemeinsamen Ehe-Jahren?