Kopf hoch, kleiner Freund

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owenmeany Avatar

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Vor einigen Jahren begeisterten mich die Romane "Haus des Schlafs" und "Erste Riten". Nun hat er also einen neuen geschrieben.

Der Ich-Erzähler ist gerade aus Australien nach England zurückgekehrt. Noch ziemlich desorientiert durch den Jetlag beobachtet er in seiner Heimatstadt Menschen und Umgebung sehr genau. In der Konfrontation mit einem jungen Passanten manifestiert sich die hochgradige Diskrepanz zwischen seiner naiven Erwartungshaltung und schwer nachvollziehbaren Passivität und den offensichtlichen gesellschaftlichen Gepflogenheiten auf der Insel - und bereits das ist ein gelungenes Stück typisch englischer Situationskomik. Monty Python lässt grüßen.

Seine Wohnung ist leer, Lucy und Caroline sind vor einigen Monaten ausgezogen. Es ist ein aktueller Roman: Handy, SMS, Computer und Facebook sind Routine, aber trotz digitaler Vernetzung gähnt ihm von überallher Einsamkeit entgegen. Und in den Mails nur Spam! Also schwelgt er in Erinnerungen an seine Ex-Familie und seine Ex-Freunde. Unter einem falschen Namen steht er über ein Forum mit Caroline in Kontakt und erfährt auf diesem Wege, dass diese Erzählungen mit Episoden aus ihrer Ehe schreibt.

Ich mag Romane über dreidimensionale Persönlichkeiten, in deren Motive man sich hineinversetzen kann. Außerdem identifiziere ich mich nach der Leseprobe schon so weit, dass ich sagen kann: "Auf die Erzählung bin ich doch ein bisschen neugierig."