Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim

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Maxwell Sim ist von Frau und Tochter verlassen worden, mit seinem Vater hat er nicht die beste Beziehung und er fühlt sich oft einsam. Richtige Freunde hat er schon lange keine mehr und seine 70 Facebook-Freunde vermissen ihn auch nicht. Als ihm angeboten wird, für eine ökologisch vertretbare Zahnbürste zu werben und dafür auf die Shetland-Inseln zu reisen, nimmt er dieses Angebot an und kündigt seinen Job in einem Kaufhaus. Mit einem Navigator namens Emma ausgestattet, beginnt er die Reise, die für ihn auch eine Reise in seine Vergangenheit wird. Statt den direkten, schnellsten Weg zu nehmen, besucht er Orte, die für ihn eine Bedeutung haben, schwelgt in Erinnerungen und erfährt auch Einiges über sich und seine Familie. Diese Erinnerungen sind nicht immer angenehm. Seine Tochter Lucy ist ihm fremd geworden, bei seiner Jugend - Freundin Alison verhält er sich wie damals - er flüchtet. Um Kontakt zu seiner Frau zu haben, registriert Max sich als "SouthCoastLizzie" in einem Mütterforum und sucht dort Kontakt zu Caroline. Er ist erstaunt, wie warmherzig und offen Caroline, die natürlich nicht weiß, wer hinter dem nicknamen steckt, ihre mails schreibt. Doch anhand einer Kurzgeschichte,die die an schriftstellerischen Tatigkeit interessierten Caroline "SouthCoastLiz" schickt, erfährt Max ihre Sicht von der Ehe mit Max. Je weiter Max reist, umso schlimmer ist es um ihn bestellt- er beginnt gar, mit seinem Navi zu reden.  Seine  Reise lässt sich vergleichen mit der im Buch beschriebenen Weltumsegelung des Donald Crowhurst -und immer mehr fühlt Max sich als Crowhurst, der am Ende scheitert, abgeschnitten von der Welt, ganz alleine auf dem Meer.

Der Roman beginnt und endet in Sydney; vorangestellt ist ein Zeitungsartikel, welcher das Ende von Maxwell Sims Reise vorwegnimmt.Situationen werden erneut aufgegriffen und aus einem anderen Blickwinkel betrachtet. Jonathan Coe's Schreibstil ist flüssig und gut lesbar - bis auf wenige kleine Längen habe ich diesen Roman sehr gerne gelesen. Der Roman hat im übrigen ein überraschendes Ende, das ich hier natürlich nicht verraten will.

Zudem lässt Jonathan Coe ein wenig Gesellschaftskritik einfließen - die Vereinsamung des Menschen, ob sie nun lieber eine SMS beantworten oder nur noch Freunde über das Internet haben; wie aber auch das "über-Bord-werfen" von moralischen Werten.