Maxwell Sim

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gaensebluemche Avatar

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**Klappentext:**

Es ist Valentinstag, und Maxwell Sim, 48 Jahre alt, sitzt in einem Restaurant in Sydney. Ganz allein. Seine Frau hat ihn verlassen und die Tochter mitgenommen, echte Freunde hat er schon lange keine mehr, und sein Vater Harold, für den er extra nach Australien gekommen ist, will nicht mit ihm sprechen.
Ganz gleich, mit wie viel Galgenhumor er sein Leben betrachtet, eines ist klar: Es könnte besser sein.
Da kommt das etwas seltsame Jobangebot, das ihn daheim in England erwartet, wie gerufen: Als Promotion für eine neue Produktlinie umweltfreundlicher Zahnbürsten soll Maxwell eine Werbefahrt zu den Shetlandinseln unternehmen.
Gut gelaunt bricht er auf, zusammen mit Emma, seinem freundlichen Navigationsgerät. Doch mit der Anweisung, der kürzesten Route zu folgen, nimmt er es nicht so genau, und so beginnt eine Reise, die Maxwell nicht nur quer durch das Britische Königsreich führt, sondern auch in die dunkelsten Ecken seiner Vergangenheit.

**Über den Autor:**

Jonathan Coe wurde 1961 in Birmingham geboren. Für seine Bücher wurde er u.a. mit dem John Llewellyn Rhys Prize, dem Prix du Meilleur Livre Étranger und dem Prix Médicis Ètranger ausgezeichnet. Zwei seiner bisher neun Romane wurden verfilmt. Zuletzt erschien bei DVA „Der Regen, bevor er fällt“ (2009).
Jonathan Coe lebt mit seiner Familie in London.

**Allgemeines zum Buch und dessen Aufbau:**

„Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim“ umfasst 405 Seiten. Das Buch gliedert sich in fünf Teile, wobei die ersten vier Teile die Stationen der Reise des Protagonisten durch das Britische Königreich bezeichnen, während der letzte Teil eine Ankunft des Hauptcharakters beschreibt und stellenweise erneut in Sydney spielt, wo die Reise des Protagonisten beginnt.

Innerhalb der Teile gliedert sich das Buch in 23 Kapitel, die wiederum in Abschnitte unterteilt sind.

Geschrieben ist das Buch aus der Sicht des Ich-Erzählers Maxwell Sim in der Vergangenheitsform.

Der Originaltitel des Buches lautet „The Terrible Privacy of Maxwell Sim“.

**Meine Meinung zum Buch:**

„Die ungeheuerliche Einsamkeit des Maxwell Sim“ ist ein Buch, das von einer sentimentalen und deprimierenden Grundstimmung beherrscht wird. Im Leben des Protagonisten läuft einiges schief: Seine Frau hat ihn verlassen, zu seiner Tochter hat er kaum Kontakt, mit seinem Vater kann er keine ernsthaften Gespräche führen. Dazu kommt, dass er kaum Freunde hat und so ein sehr einsames Leben führt. Während des Lesens hatte ich das Gefühl, selbst in einen Strudel aus Einsamkeit und Depression gezogen zu werden. Aber gerade hierin liegt die Kunst des Autors: Er schafft es, die Gefühlswelt seines Protagonisten so lebhaft zu beschreiben, dass ich als Leser dessen Emotionen angenommen habe. Ich konnte mich so gut auf Maxwell Sim und sein Leben einlassen, dass ich mich völlig in seine Situation hineinversetzt gefühlt habe. Plötzlich war ich es, die allein auf der Welt war, ohne Freunde und Familie. Und deshalb habe ich jede Emotion des Ich-Erzählers gespürt und gelebt. Jonathan Coe hat bei der Zeichnung seines Hauptcharakters hervorragende Arbeit geleistet, denn selten leide ich so sehr mit einer literarischen Person mit.

Im Klappentext des Buches ist von einem Galgenhumor des Protagonisten die Rede. Dies kann ich nur bestätigen: Oft wusste ich beim Lesen des Buches nicht, ob ich lachen oder lieber weinen soll. Denn Maxwell stellt seine Lebenssituation mit einer ungewollten Komik dar. Schon allein die Tatsache, dass er sich während seiner Reise mit seinem Navigationsgerät unterhält, ist ein Beweis dafür, wie einsam er sein muss und welch merkwürdigen Verlauf sein Leben nimmt. Dazu kommen eine Vielzahl an Internet-Bekanntschaften, von denen sich nie einer meldet, ein Sitznachbar im Flugzeug, den er mit seinem Gerede zu Tode bringt, ein Straßendieb, mit dem er gedanklich Gespräche führt. Maxwell ist einfach ein Charakter, den man mögen muss, ob man will oder nicht. Denn unwillkürlich empfindet man Mitleid mit ihm, möchte ihn in den Arm nehmen und ihm tröstend zuflüstern, dass alles gut werde.

Doch je weiter das Buch voranschreitet, umso unnötiger erscheint dies. Denn Maxwell lernt, sein Leben selbst in die Hand zu nehmen. Die Reise durch das Britische Königreich stellt für ihn einen „Nostalgietrip“ dar, den er dazu nutzt, zurück in seine Jugendzeit zu reisen. Maxwell lernt einige interessante Dinge über sich selbst, trifft alte Freunde wieder, macht Fehler wieder gut. Und vor allem eines gelingt ihm: Er baut zwischenmenschliche Beziehungen auf. Dies gelingt ihm nicht ohne Schwierigkeiten, aber letztlich zählt das Ergebnis.

Ich hatte bislang noch kein Buch von Jonathan Coe gelesen, aber mit diesem Roman hat mich der Autor von seinem Können überzeugt, sodass ich mich sicher nach weiteren Werken von ihm umsehen werde.

**Mein Fazit:**

Ein lebendiges und lesenswertes Buch!