Shocking

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stephanus217 Avatar

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– schon wieder eine Leiche im Palast

Sie hat es schon wieder getan – S.J. Bennett lässt zum zweiten Mal die Queen quasi als royale Miss Marple einen Mordfall, diesmal im Buckingham Palace, aufklären.

Diesmal besitzt eine Leiche doch tatsächlich die Unverfrorenheit, sich am Pool des Palastes auffinden zu lassen. Schnell wird klar, dass man es hier nicht mit einem Unfall, sondern einem Gewaltverbrechen zu tut haben dürfte. Und das mitten in den Wirren des Brexit; die Queen muss also wohl oder übel die Mordermittlungen, möglichst unbemerkt von der Öffentlichkeit, wieder selbst in die Hand nehmen, um jeden weiteren Skandal zu vermeiden. Dabei wird sie erneut von ihrer genauso patenten wie resoluten Seketärin Rozie unterstützt. Die Ermittlungen gestalten sich schwierig, handelt es sich bei dem Opfer doch um Cynthia Harris, eine herzlich unbeliebte Haushälterin aus dem Palast; viele Täter kommen also in Frage. Dazu kommt eine Flut anonymer Drohbriefe, die den Palast erreicht. Um die Verwirrung vollständig zu machen, kommt dann noch ein seit Jahrzehnten verschollenes Lieblingbild der Queen plötzlich wieder zum Vorschen – Original oder Fälschung?
Hängt das alles vielleicht irgendwie miteinander zusammen und wenn ja, wie?

Die Buchidee, die Queen als Miss Marple „ins kriminalistische Rennen“ zu schicken, fand ich bereits im ersten Band bestechend, charmant, witzig und auch ein bißchen skurril – das sind alles Zutaten für ein unbeschwertes Lesevergnügen auf der Couch. Dabei stört auch nicht das bißchen Krimi zwischendrin. Die Dialoge zwischen dem Royals, die Auftritte von Prinz Philipp und die kleinen und großen Skurrilitäten am Hof haben die Geschichte getragen und das bißchen yellow press hie und da lockert die Story zusätzlich auf.
Das alles findet sich auch in dieser zweiten Geschichte. Aber das kennt man jetzt alles schon, der Überraschungseffekt ist weg und damit rückt der Fokus auf die Kriminalgeschichte. Das sah die Autorin wohl ähnlich, nur ist sie für meinen Geschmack über das Ziel hinausgeschossen. Drei Handlungsstränge, die weitgehend unverbunden nebeneinander stehen, fand ich zu viel, zu unübersichtlich, zumal die Verknüpfung und Auflösung nicht ganz überzeugt. Ein bißchen drängt sich mir der Eindruck auf, dass sie Autorin nicht so recht wusste, wie sie die Geschichte zu Ende bringen soll.

Trotzdem habe ich mich gut unterhalten, wenn auch erste Abnutzungserscheinungen festzustellen sind. Ob die Buchidee noch einen dritten Band tragen könnte, würde ich allerdings bezweifeln.