Krimikomödie mit Längen

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hiclaire Avatar

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Die titelgebende Hauptfigur, Guillaume Lipaire, alias Wilhelm Liebherr, ist ein Typ mit Vergangenheit, die er allerdings so weit als möglich verdrängt, stets bemüht sein Leben zu genießen und das französiche „Laissez faire“ auszustrahlen. Immer wieder für ein Grinsen gut, wie seine persönliche Wahrnehmung sich da von der seines Umfeldes unterscheidet. Er ist mir nicht unbedingt sympathisch gewesen, wie er sich da mit seinen kleinen Gaunereien und einer ordentlichen Portion Dreistigkeit durchwurstelt, gehen sie doch häufig auf Kosten anderer.

Das Trüppchen, das Lipaire nach und nach um sich versammelt und das mit der Zeit zu den „Unverbesserlichen“ zusammenwächst ist bunt und schräg. Ich fand die einzelnen Figuren sehr überzeichnet in ihren jeweiligen Eigenheiten. Aber ich denke, das ist so beabsichtigt und kann mir gut vorstellen, wie die Autoren an den Figuren und auch den Dialogen feilen und dabei ihren Spaß haben. Paul Quenot ist für mich der skurrilste Typ von allen gewesen, überzeichnet bis an die Grenze des Albernen – und zeitweise darüber hinaus. Erst gegen Ende kommt er ernstzunehmender daher.

Als Gegenspieler agieren die Vicomtes. Eine ambitionierte Familie mit glanzvoller Vergangenheit (an die sie gerne anknüpfen würden), deren Mitglieder ähnlich überzeichnet sind, allerdings weniger unterhaltsam als Lipaires schatzsuchende Truppe.

Sprachlich rund und eloquent, mit reichlich eingestreuten Fremdwörtern und französischen Redewendungen (aber nicht übermäßig anspruchsvoll) liest sich das Buch angenehm. Viel Raum bekommen die Atmosphäre und das Flair von Südfrankreich, insbesondere des Städtchens Port Grimaud, dessen Entstehungshintergrund in gewisser Weise auch in die Handlung hineingewoben wird. So was ist Geschmackssache. Illuminati wird mal kurz vergleichsweise erwähnt, aber Rom (und der Thriller von Dan Brown) spielen in einer anderen Liga als diese Geschichte.

Launige Dialoge füllen viele Seiten, manchmal ein bisschen ausufernd. Kleine Kürzungen hätten meines Erachtens nicht geschadet. Das Ganze hat viel von Slapstick. Diese Art von Humor muss man mögen und sicher ist es hilfreich, alles nicht so ernst zu nehmen, sondern sich einfach zu amüsieren.

Das Ende hat gepasst, schräg, liebenswürdig und nicht sehr glaubwürdig, dafür von gewissem Unterhaltungswert – so wie eigentlich das ganze Buch.