Facetten der Liebe im Laufe der Zeit
"Die vorletzte Frau", im Sommer 2024 bei ullstein x park publiziert, ist das erste Werk, das ich von Katja Oskamp gelesen habe, und das auch mehr zufällig, es fiel mir in die Hände. Ich hätte nicht erwartet, dass es zu einem meiner Lieblingsbücherm avancieren würde:
Mit diesem knapp 200 Seiten langen Buch legt uns Oskamp ein stark autobiographisch geprägtes Werk vor uns lässt uns in ehrlicher und ungeschönter Weise an den verschiedenen Beziehungsetappen der beiden Hauptfiguren teilhaben.
Die Protagonistin, zu Beginn des Buches dreißig, Mutter einer jungen Tochter, unglücklich verheiratet, Studentin, und der Protagonist namens Tosch, zu Anfang neununviertig Jahre alt, unglücklich verheiratet, ihr Dozent, lernen sich in diesem ursprünglich sehr hierarchisch geprägten Lehrer-Schülerin-Setting kennen, doch gehen schnell eine Affäre miteinander ein, die dann überfließt in eine neunzehn Jahre andauernde Partnerschaft mit all ihren Höhen und Tiefen, Engen und Weiten. Beide Hauptfiguren schreiben bzw. sind schriftstellerisch tätig; das Verhältnis von Schreiben und Sein bzw. auch die Art und Weise, wie durch das schreibende Betrachten und Verarbeiten von Verhältnissen Dinge klarer und wahrer zutage treten können, schwingt im gesamten Buch mit. Der Mensch braucht das Wort.
Während die Protagonistin selbst aufs Engste mit der Autorin verwoben zu sein scheint, ist Tosch an den schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann angelehnt. Die beiden waren auch im wahren Leben fast 20 Jahre lang ein Paar.
Zwei Dinge gefallen mir an diesem Buch ganz besonders gut:
1) Obwohl die Protagonistin in ihren Verhältnissen, ob Job, Ehe, Beziehung, Mutter sich in klassisch weiblichen Rollen und Mustern bewegt, in welche eine Frau in diesen Gesellschaften hineinsozialisiert wird, verliert sie sich nicht und gibt sich mit diesen auch nicht zufrieden. Auch in den Phasen und Momenten, in denen dies der Fall zu sein scheint, wird immer wieder ersichtlich, wie die Protagonistin trotz des ersten Anscheins die Rolle einer starken weiblichen Hauptfigur spielt, die um ihren Wert, ihre Bedürfnisse und ihre Ziele weiß. Das erinnert z. T. an die Romane von Deborah Levy, in denen das Motiv von weiblicher Stärke- und Unabhängigkeits-(Rück)Eroberung ebenfalls von zetraler Bedeutung ist.
2) Liebe, Partnerschaft und (Langzeit-)Beziehung wird hier nicht romantisiert und in rosa geschildert, sondern ungeschmückt und unverheimlichend. Das partnerschaftliche Sein mit all den Abgründen, die sich auftun können, wird ehrlich betrachtet. Die Protagonistin und Tosch machen es sich von Beginn ihrer Nähe an zum Auftrag, sich "einander auf Gedeih und Verderb zuzumuten" (18). EIne solche Zumutung der ganzen Person in all ihren schilernden und dreckigen Facetten will gelernt, erprobt und jeden Tag neu entschieden sein. Und die Balance zwischen diesem Beisammensein mitsamt der vollen Zumutung der eigenen Person und einem gleichzeitigen Erhalten beider Individuen ohne symbiotische Verschmelzung, Abhängigkeit entlang eines Machtgefälles etc. ist eine schwierige Sache.
Klare und große Empfelhung!
Mit diesem knapp 200 Seiten langen Buch legt uns Oskamp ein stark autobiographisch geprägtes Werk vor uns lässt uns in ehrlicher und ungeschönter Weise an den verschiedenen Beziehungsetappen der beiden Hauptfiguren teilhaben.
Die Protagonistin, zu Beginn des Buches dreißig, Mutter einer jungen Tochter, unglücklich verheiratet, Studentin, und der Protagonist namens Tosch, zu Anfang neununviertig Jahre alt, unglücklich verheiratet, ihr Dozent, lernen sich in diesem ursprünglich sehr hierarchisch geprägten Lehrer-Schülerin-Setting kennen, doch gehen schnell eine Affäre miteinander ein, die dann überfließt in eine neunzehn Jahre andauernde Partnerschaft mit all ihren Höhen und Tiefen, Engen und Weiten. Beide Hauptfiguren schreiben bzw. sind schriftstellerisch tätig; das Verhältnis von Schreiben und Sein bzw. auch die Art und Weise, wie durch das schreibende Betrachten und Verarbeiten von Verhältnissen Dinge klarer und wahrer zutage treten können, schwingt im gesamten Buch mit. Der Mensch braucht das Wort.
Während die Protagonistin selbst aufs Engste mit der Autorin verwoben zu sein scheint, ist Tosch an den schweizer Schriftsteller Thomas Hürlimann angelehnt. Die beiden waren auch im wahren Leben fast 20 Jahre lang ein Paar.
Zwei Dinge gefallen mir an diesem Buch ganz besonders gut:
1) Obwohl die Protagonistin in ihren Verhältnissen, ob Job, Ehe, Beziehung, Mutter sich in klassisch weiblichen Rollen und Mustern bewegt, in welche eine Frau in diesen Gesellschaften hineinsozialisiert wird, verliert sie sich nicht und gibt sich mit diesen auch nicht zufrieden. Auch in den Phasen und Momenten, in denen dies der Fall zu sein scheint, wird immer wieder ersichtlich, wie die Protagonistin trotz des ersten Anscheins die Rolle einer starken weiblichen Hauptfigur spielt, die um ihren Wert, ihre Bedürfnisse und ihre Ziele weiß. Das erinnert z. T. an die Romane von Deborah Levy, in denen das Motiv von weiblicher Stärke- und Unabhängigkeits-(Rück)Eroberung ebenfalls von zetraler Bedeutung ist.
2) Liebe, Partnerschaft und (Langzeit-)Beziehung wird hier nicht romantisiert und in rosa geschildert, sondern ungeschmückt und unverheimlichend. Das partnerschaftliche Sein mit all den Abgründen, die sich auftun können, wird ehrlich betrachtet. Die Protagonistin und Tosch machen es sich von Beginn ihrer Nähe an zum Auftrag, sich "einander auf Gedeih und Verderb zuzumuten" (18). EIne solche Zumutung der ganzen Person in all ihren schilernden und dreckigen Facetten will gelernt, erprobt und jeden Tag neu entschieden sein. Und die Balance zwischen diesem Beisammensein mitsamt der vollen Zumutung der eigenen Person und einem gleichzeitigen Erhalten beider Individuen ohne symbiotische Verschmelzung, Abhängigkeit entlang eines Machtgefälles etc. ist eine schwierige Sache.
Klare und große Empfelhung!