Das Leben auf der Kippe

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murksy Avatar

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Zufällig kommt der Journalist und Schriftsteller zu dem alten Mann, der auf einer Müllkippe lebt. Was macht er da? Sucht er wirklich einen Schatz? Es entsteht eine merkwürdige Allianz. Der alte Mann will exklusiv seine Geschichte erzählen, wenn der Journalist die große Liebe des Mannes ausfindig macht. Der Handel steht, der Ritt durch ein unglaubliches Leben beginnt. Die Reise wird beide an ihre Grenze bringen. Das einfache Prinzip des Mannes war immer: die Wahrheit sagen. Staunend verfolgt man die Erzählungen. Zunächst die Geburt in einer Strassenbahn, verstoßen von der Mutter und dann der steinige Weg durch ein Leben, das geprägt ist von Härte, Gewalt und Sex, der von dem Mann mit Liebe verwechselt wird. Im Krieg gelangt der junge Mann zu den NAZIs, wenn auch nur als Fahrer, ist er trotzdem an Verbrechen beteiligt. Nur durch einen Zufall erhält er nicht das übliche SS-Tattoo. Dies wird im nach dem Krieg das Leben retten. Er wechselt die Seiten, macht eine kleine Karriere bei den Kommunisten. Er gerät aber in ein Netz aus Neid und Vergeltung, wird wieder inhaftiert und bangt mehr als einmal um sein Leben. Doch das scheint ihm immer mehr unwichtig zu sein. In seinen Phasen der Freiheit liebt er auf Teufel komm raus. Doch sein Herz scheint immer Sophie zu gehören. Wieder in Freiheit geht seine Suche nach der Liebe weiter. Sophie ist bereits verheiratet, läßt sich aber auf eine neue, alles verzehrende Affäre ein. Auch hier beschreibt der Autor hart, wenn auch nicht pornographisch die Beziehung der Beiden. Das Buch ist durchsetzt mit einen schonungslosen Offenheit, lässt den Leser schwanken zwischen Bewunderung für den Überlebenskünstler Benny und Abscheu für den scheinbaren Opportunisten. War dieses Leben nun eine mutige Demonstration an den Glauben zur Wahrheit oder nur eine glückliche Fügung entgegen aller Wahrscheinlichkeiten? Ist Mares eine dunkle Version des Forrest Gumb oder einfach nur ein Mann, der vorgibt politisch zu sein, ohne jedoch in letzter Konsequenz eine radikale Position zu beziehen? Empfindet der Leser Sympathie mit dieser Figur? Trotz aller dramatischer Vorkommnisse wurde ich weder mit dem Journalisten, der auch gegen seine Dämonen kämpft, noch mit Mares wirklich warm. Das tut aber der Qualität des Buches keinen Abbruch. Das Buch beschreibt das Leben nun einmal, wie es ist oder sein kann. Brutal, schonungslos, aber auch immer eine ewige Suche nach ein wenig Glück und Liebe. Auch Mares erkennt das und sonnt sich nicht in seinem kurzen Reichtum. Er gibt das meiste Geld an andere, die es nötiger haben. Ein flüchtiger Augenblick der Erlösung.