Die Wahrheit safen

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ingehh Avatar

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Das Cover mit graphischer Darstellung hat wenig Bezug zum Inhalt des Buches.
Als der alkoholkranke Schriftsteller im Suff die kleine Laube versteckt unter einem Müllberg findet, macht ihn das neugierig. Er findet darin einen 80 jährigen der viel zu erzählen hat. Sein Leben war geprägt von viel Pech und schrecklichen Erlebnissen. In der Straßenbahn geboren, vor der Kirche ausgesetzt und im Waisenhaus aufgewachsen. Das sind nur einige Stationen. Er trat der SS bei, angezogen von der Macht die diese ausübte. Denn nach seiner Tätigkeit als Aufseher in einem Konzentrationslager, wo er sich in Sophie verliebte und dieser zur Flucht verhalf, war sein Leben driest und ohne Höhen und Tiefen. Die Sucht nach Erlebnissen, die ein junger Mann in seinem Leben verspürt, waren durch die Ereignisse des Kriegs stark eingeschränkt. Und nun bei der SS wollte er endlich durchstarten. Es dauerte nicht lange, bis die Realität ihn einholte. Der Krieg mit seiner furchtbaren Brutalität, für ihn unfassbar. Im Grunde ein gescheitertes Leben. Die Bar die er in Hamburg betrieb ging Pleite. Die Erinnerungen, dass während des Kriegs alle Frauen willig waren und für ihn leichte Beute, kann so sicher nicht stehen bleiben. Ich möchte nicht behaupten, dass es das nicht gegeben hat, doch möchte ich darauf hinweisen, dass die Frauen vorrangig mit den Kindern und Alten sowie mit der Beschaffung von Nahrungsmitteln beschäftigt waren. In der Nachkriegszeit kein leichtes unterfangen. In der CSSR mag vielleicht einiges anders abgelaufen sein, aber die Probleme waren überall die gleichen.
Der Schriftsteller soll für ihn Sophie finden. Im Gegenzug wollte er ihm sein ganzes Leben wahrheitsgetreu erzählen. Es ist sehr eindrucksvoll, wieviel Leid ein Mensch ertragen kann. Ich fand auch die Schilderungen über die Kriegs- und Nachkriegszeit interessant, obwohl es sich um die Sichtweise eines einzelnen handelt, kann ich sehr vieles nachvollziehen. Die derbe Sprache, denn für Schöngeist und ausgefeilte Formulierungen war kein Platz. Die Zeit war hart und jeder musste ums überleben kämpfen. Ein lesenswertes Buch für alle, die diese Zeit nicht erlebt haben.