Die Wahrheit sagen

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Die Wahrheit sagen ist kein Buch, das man mal schnell nebenbei lesen kann. Die Geschichte des Bernhard Mares ist sowohl berührend als auch brutal und nimmt den Leser mit in die finstere Zeit des 20. Jahrhundert.

Geboren in einer Straßenbahn in Wien, wird Bernhard Mares vor einer Kirche abgelegt. Nur kurz kann er die Geborgenheit einer Pflegemutter genießen, doch schon bald landet er im Waisenhaus, in dem er von einer Ordenschwester sexuell missbraucht wird. Er macht Karriere bei der Waffen SS, flieht vor den Amerikanern und Russen, landet als Übersetzer bei der kommunistischen Partei, macht dort Karriere. Fliegt aber als ehemaliger SS Mann auf und kommt in Haft. Obwohl ihm das Herz auf der Zunge liegt überlebt er die Torturen im Gefängnis und kommt frei. Und immer wieder rettet ihn die Erinnerung an seine große Liebe, Sophie Rubinstein. Das magere Mädchen, das er vor den SS Schergen gerettet hat, lässt ihn nie los. Selbst im Alter von 84 Jahren tauscht er seine Geschichte gegen die Hoffnung Sophie wiederzufinden. Doch die Erwartungen, die der Leser – und wahrscheinlich auch Benny – in das Wiedersehen haben, werden nicht erfüllt.

Es ist ein wirklich wahrhaft brutaler Roman über die Liebe zum Leben, den der Autor Josef Formánek geschrieben hat. Das Buch ist gut strukturiert durch die zwei Protagonisten, dem trinkfreudigen und mäßig erfolgreichem Schriftsteller, und dem bärbeißigen, sturen und trotzdem liebenswerten Benny. So hat der Leser die Möglichkeit, sich in den Zwischenpassagen auch wieder zu erholen, man muss sich aber auch die Zeit nehmen, durchzuatmen und das gelesene auf sich wirken zu lassen.

Mein Fazit: ein wirklich lesenswertes Buch, dass den Leser zu denken gibt. Wie hätte man selber in diversen Situationen reagiert? Kann man Bernhard Mares verurteilen, für die Verbrechen, die er begannen hat. Und es lässt hoffen, dass wir nie solche Zeiten erleben müssen.