Die Wahrheit sagen: Unpassendes Cover

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signalhill Avatar

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Ein alter Mann, ein Geheimnis, eine dunkle Vergangenheit, eine 'verlorene' Freundin und ein Schriftsteller, der Licht ins Dunkel bringen wird. Josef Formaneks „Die Wahrheit sagen“ spricht ernste Themen an, ist kein Roman für den Sommerbalkon – und doch scheint das Cover zu sagen, dass es hier um ein Humorbuch geht. Das Cover ist leider sehr irreführend, und hätte ich nur dieses Cover gesehen, hätte ich einen großen Bogen um das Buch gemacht. So aber bin ich froh, dass ich es gelesen habe.

Zum Inhalt: Ein alter Mann, der auf einer Müllhalde zu leben scheint, zieht einen jungen Schriftsteller in seinen Bann. Der Schriftsteller fühlt sich von dem Mann angezogen, der Mann, sein Name ist Bernhard Mares, fängt an, dem Schriftsteller sein Leben zu erzählen, und dies ist hart und unglaublich. Bernhard hat schon eine schwierige Kindheit – er wird als Säugling ungewollt vor einer Kirche abgelegt – und wird schließlich zum SS-Mann. Die Grausamkeiten, an denen er auch beteiligt ist, begeht er nicht aus Lust an der Brutalität oder aus ideologischen Gründen. Der Leser steht hier etwas zwischen den Stühlen, hat er doch den Mares nun ganz gut kennen gelernt und nun so etwas? Ist dies ein durch und durch schlechter Mensch, der so etwas tut?

Neben all der Unwägsamkeiten und Grausamkeiten, neben den Gefängnisaufenthalten, gibt es noch die Liebe zu Sophie, einer Jugendfreundin, die – obwohl in so weite Ferne gerückt – den Protagonisten am Leben hält. Sophie begleitet den Roman wie ein roter Faden. Wird Mares sie wiedersehen?

Der Autor jongliert hier mit einem Perspektivwechsel zwischen Mares und dem Schriftsteller. Der Schriftsteller bleibt nichtsdestotrotz die blasse Randfigur, die nur Mittel zum Zweck ist. Er bleibt völlig im Hintergrund. Aber es geht ja auch eigentlich nur um Mares selbst, sein Leben, sein Glück, sein Schmerz, sein Gewissen und vielleicht auch um ein wenig Verständnis für die grausamen Taten, die dieser verlorene Mensch auf sein Konto nehmen muss.

„Die Wahrheit sagen“ ist ein schonungsloser Roman, der auch – wie der Untertitel schon sagt – ein brutaler Roman ist. Es ist schockierend, was Formanek hier in einem Leben alles erzählt hat. Wenn man diesem Roman vielleicht noch ein wenig aufwertet, indem man das Cover dem Inhalt anpasst, dann stimmt hier wirklich alles.