Josef Formánek: Die Wahrheit sagen

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Titel: Die Wahrheit sagen
Autor: Josef Formánek

"Ein brutaler Roman über die Liebe zum Leben"

Die Leseprobe hier bei Vorablesen hatte es sofort verstanden, bei mir Interesse für dieses Buch zu wecken. Ich lese sehr gerne Romane mit einer ereignisreichen Geschichte im Vorder- und historischem Geschehen im Hintergrund.
An durch die Geschichte im Europa des vergangenen Jahrhunderts geprägten Ereignissen war das Leben des Bernhard Mares wahrlich nicht arm.
In einer Straßenbahn geboren, beinahe nach Südamerika ausgewandert, immer von der Idee besessen, seine derzeitige Situation zu verbessern und im Leben etwas zu erreichen und zu bewegen. Einer gezogenen Lehre folgend, ist er jemand, der immer die Wahrheit sagt. Was sein Leben nicht unbedingt einfacher macht.
Er zieht als SS-Mann in den Krieg, wobei er glücklicherweise irgendwie darum herum kommt, die SS-typische Blutgruppentätowierung zu erhalten.
Später gerät er in Gefangenschaft, wird noch später Parteisekretär in der tschechischen KP und kommt wiederum in das Gefängnis, von wo er letztendlich durch Alt-Nazi-Beziehungen als der letzte Kriegsgefangene frei kommt. Er sucht und findet seine Wurzeln, begreift, dass er trotz vieler widriger Umstände insgesamt gesehen seine Herkunft in Augenschein nehmend großen "Dusel" gehabt hat, und er begegnet seiner großen und sehr merkwürdigen Liebe, die unglücklich endet, ihm aber sein Leben lang bewegen wird.
Irgendwann lebt er auf einem Müllberg, wo er auf einen jungen Schriftsteller trifft, der an seinem ereignisreichen Schicksal Interesse zeigt, ihn befragt und nachhakt und genau zuhört. Und aufschreibt. Das Ergebnis sei dann eben dieses Buch. Was es mit dem "Die-Wahrheit-Sagen" auf sich hat, kam ja oben schon zur Sprache, aber ob das wirklich der optimale Titel zu diesem Buch ist, darüber kann man ganz bestimmt sehr unterschiedlicher Auffassung sein. Auch ist mir nicht ganz klar, was dem Leser mit dem Cover, was ich keinesfalls als hässlich bezeichnen würde, gesagt werden soll bzw in welcher Beziehung es zum Buchinhalt stehen soll.
Ich habe das Buch interessiert gelesen, vor allem, da die dort geschilderten Dinge angeblich auf Tatsachen beruhen sollen, glaube aber nicht, dass es einen nachhaltigen Eindruck auf mich gemacht hat. Höchstens unter dem Aspekt, dass es aufzeigte, wie wirr das 20. Jahrhundert war, wie verrückt es die Menschen durcheinander rüttelte und als Papierschiffchen auf den Schicksalswellen Achterbahn fahren ließ, könnte ich es als gelungen ansehen.
Insgesamt lässt es mich etwas ratlos zurück, weshalb ich mich auch nicht in die Lage versetzt sehe, es mit mehr als 3 Sternen zu bewerten.