Schonungslose Wahrheiten des Lebens

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
juemma Avatar

Von

Die Wahrheit sagen – Brutaler Roman über die Liebe zum Leben. Wir haben hier ein großes Stück Wahrheit und Geschichte des 20. Jahrhunderts vor uns liegen. Josef Formánek beschreibt einige geschichtliche Ereignisse in der Figur und aus der Sicht des Bernhard Mares. Brutal, wahr und schonungslos.
Bei der Bewertung des Buchcovers bin ich immer noch zwiegespalten. Auf der einen Seite finde ich es äußerst passend zur Situation zwischen Mares und dem Schriftsteller. Auf der anderen Seite finde ich es auch wieder wenig ansprechen und nichtssagend. Es ist anzuzweifeln, ob ich im Buchhandel, nach solch einem Buch greifen würde.
Der Schreibstil ist gut, das Buch lässt sich stilistisch gesehen gut und flüssig lesen. Besonders der Anfangsteil über die Kindheit und Jugend von Bernhard (Benny) Mares liest sich sehr flott. Der Roman ist in zwei Erzählstränge unterteilt. Wir haben die Lebensgeschichte von Mares, die in der dritten Person, aus der Perspektive von Bernhard geschildert werden. Zum anderen haben wir die Ich-Perspektive des Schriftstellers, der zwischendurch immer wieder in die aktuelle Zeit zurückkehrt und von seinen Gesprächen mit Mares berichtet. Die Teile sind durch den Kursivdruck gut von einander abgetrennt. Trotzdem war die Lektüre des Romans nicht einfach und ich musste es immer mal weglegen, um Lesepausen einzulegen. Es ist ein brutaler Roman, es wird keine leichte Kost verarbeitet. Man erhält viel Information, verdichtet und schonungslos, ohne Schnörkel. Die bedrückende Wahrheit wird von vielen Perspektiven beleuchtet.
Zum Inhalt: Bernhard Mares wird als uneheliches Kind in der Straßenbahn geboren. Seine Mutter setzt ihn vor einer Kirche aus. Ihm ist nur eine kurze und glückliche Zeit bei einer Pflegemutter vergönnt, danach kommt er ins Waisenhaus. Die Sehnsucht nach einer leibenden Mutter ist allgegenwärtig. Er beginnt eine Bäckerlehre und landet schließlich bei der SS. Hier wirkt er bei verschiedenen Einheiten mit, kämpft an der Front und sieht die Gräueltaten in den Konzentrationslagern. Hier verliebt er sich in die Jüdin Sophie, der er zur Flucht verhilft und die seine Gefühle bis ins hohe Alter berührt. Nach Kriegsende verbringt Mares nur eine kurze Zeit in der Gefangenschaft der Amerikaner. Er kehrt zurück nach Tschechien und kommt als Übersetzer zur roten Armee und wird Parteisekretär bei der tschechischen KP. Er landet wieder in Haft. Er findet Sophie wieder und beschließt mit ihr aus Tschechien zu fliehen, doch der Versuch geht schief und er wird erneut inhaftiert. Nach 20 Jahren im Gefängnis landet er in Hamburg und geht danach für ein paar Jahre nach Venezuela, um seine Mutter zu suchen. Er kehrt nach Tschechien zurück und durch Zufall trifft dort ein Schriftsteller auf ihn, der seine Lebensgeschichte aufschreibt.