Schreckliche Wahrheit

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buecherfan.wit Avatar

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Josef Formáneks Roman “Die Wahrheit sagen“ ist ein außergewöhnliches, aber auch ein außergewöhnlich schreckliches Buch. Es erzählt die wahre Geschichte eines Mannes, der furchtbare Dinge gesehen und getan hat.  Ein alkoholkranker junger Schriftsteller trifft eines  Nachts einen alten Mann, der eine Müllkippe aufzuräumen scheint. Sie begegnen sich wieder, und der Schriftsteller beschließt, die Lebensgeschichte dieses Bernhard Mares aufzuschreiben. Er ist das Kind der Mexikanerin  Rosa Maria Mares, die von ihren Eltern nach Wien geschickt wird, damit sie ein besseres Leben hat und dort vielleicht auch einen passenden Ehemann findet. Sie wird schwanger und sofort von ihrer Zufallsbekanntschaft verlassen. Ihr Kind bekommt sie in einer Straßenbahn und setzt es sofort vor einer Kirche aus. Eine kinderlose Frau möchte Bernhard aufziehen, aber das Baby wird ihr weggenommen und kommt ins Heim. Der einzige Lichtblick dort ist sein Freund Rudy, der aber eines Tages aus seinem Leben verschwindet.

Da Bernhard keine Perspektive für sein Leben sieht, verpflichtet er sich zu Beginn des Zweiten Weltkriegsals 16jähriger bei der  SS. Er nimmt an Erschießungen teil und erlebt die Grausamkeit des Krieges.  Im KZ Mauthausen lernt er die Jüdin Sophie kennen, die Liebe seines Lebens. Er wird sie bald wieder verlieren. Das ist noch nicht das Ende seiner Qualen. Er wird als Dolmetscher im Dienst der russischen Armee stehen und später als Sekretär de Kommunistischen Partei in Tschechien arbeiten. Dann fällt er in Ungnade und verbringt 20 Jahre seines Lebens eingesperrt in  Gefängnissen und Lagern. Erst 1969 wird er entlassen und reist nach Deutschland und Südamerika.

Das Buch ist in mehrfacher Hinsicht schwere Kost. Der Leser kann sich gar nicht vorstellen, dass in einem einzigen  Leben so viele furchtbare Dinge passieren. Bernhards Leben spiegelt einen großen Teil des bewegten 20. Jahrhunderts wider. Schwer ist die Lektüre aber auch aus einem anderen Grund. Das Buch liegt in der Hand wie ein Ziegelstein und ist drucktechnisch eine Zumutung für die Augen.

Ich empfehle den Roman historisch interessierten, nicht allzu empfindlichen Lesern. Mir hat es nicht so gut gefallen, wie ich erwartet hatte.