Sehr lesenswert

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melakafer Avatar

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Der Schriftsteller Josef Formanek hat mit dem Roman „Die Wahrheit sagen“ eigentlich zwei Geschichten erzählt. Zum einen die von Bernhard Mares, den er nach einer durchzechten Nacht auf dem Weg in sein Wochenendhaus auf einer Müllkippe kennenlernt. Zum anderen seine eigene, die eines alkoholkranken, nicht schreibenden Schriftstellers, der mit seinen „Altlasten“ kämpft.
Er überredet den alten Herrn Mares, ihm seine Lebensgeschichte zu erzählen, reist mit ihm zu Orten, an denen er im Krieg schlimme Sachen erlebt hat, setzt ihm mit seinen Fragen heftig zu und lernt dadurch auch sich selber kennen.
„Die Wahrheit sagen“ ist ein außergewöhnlicher, wenn auch phasenweise schwer zu ertragender Roman. Zu lesen, was der Krieg aus Menschen macht, lässt einen sich selbst hinterfragen. Wie hätte ich mich in der einen oder anderen Situation verhalten? Der Krieg ist eine schreckliche Sache. Er traumatisiert. Oft trägt man ein Leben lang Schuldgefühle, Ängste und Verbitterung mit sich herum. Und doch ist da Hoffnung, das nach vorne Schauen und das nicht Aufgeben wollen.
Ich habe diesen Roman mit sehr viel Interesse gelesen. Der Sprachstil ist etwas ungewöhnlich, manchmal auch etwas holprig und unrund, was aber irgendwie auch zu der Geschichte passt. Ein Leben während und nach dem Krieg war selten eine runde Sache. Richtig schön fand ich das versöhnliche Ende – das war eine runde Sache.
Das Cover, das ich bei der Leseprobe noch moniert hatte, fand ich nun doch in Ordnung. Durch die unterschiedlichen Strukturen und das Beschränken auf das Wesentliche, hat es das Augenmerk auf den Inhalt gelenkt, das Wesentliche eben, das miteinander Reden und das Zuhören.
Lediglich das Format fand ich etwas unpraktisch. Ein etwas größeres Format hätte bei der Seitenstärke des Buches das Blättern sicherlich erleichtert.