stellenweise großartig, stellenweise langatmig

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elviga Avatar

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Ich bin bei der Bewertung des Buches wirklich hin-und hergerissen, doch eines kann ich ganz klar sagen: es ist sehr ungewöhnlich und hoch interessant.
Als ich anfing, war ich der Meinung, einen absolut großartigen Roman in der Hand zu halten, doch hat sich das beim Lesen des doch recht dicken Wälzers (477 Seiten) etwas geändert. Zwischendrin verlor ich immer mal die Lust und legte das Buch beiseite, hatte aber dennoch immer wieder genügend Interesse es dann doch wieder zur Hand zu nehmen.
Doch nun zum Inhalt:
Ein Mann, ein Journalist, trifft auf einer Müllhalde irgendwo in Südamerika einen alten Mann, Bernhard Mares, der dort auf der Halde lebt. Über ihn geht das Grücht, er sei ein alter Nazi. Nun wird das abenteuerliche Leben dieses Mannes in Rückblicken beschrieben.
Er war ein Kind, das von seiner Mutter in ein Waisenhaus abgegeben wurde und dort ein sehr hartes Leben hatte. Als der einzige Freund den er hatte, geht, bleibt er allein.
Das Schicksal (wirklich eher das Schicksal, als dass es eine bewusste Entscheidung gewesen wäre) verschlägt ihn letztendlich zur Waffen SS.
Während dieser Zeit verliebt er sich bei seiner "Arbeit" im KZ in eine Jüdin, der er dann auch das Leben rettet. Diese Liebe, die aus verschiedenen - auch aus offensichtlichen - Gründen nicht glücklich wird, begleitet ihn sein Leben lang.
Was hat Bernhard Mares nicht noch alles erlebt - erleben müssen! Er geht zur tschechischen kommunistischen Partei, er kommt in Haft (viele lange Jahre) und nach seiner Entlassung kommt er über Hamburg (und eine neue Liebe) letztendlich nach Südamerika, nach Venezuela.
Kindesmissbrauch, Alkohol, Haft, unglückliche Liebe, politische Verwicklungen - Bernhard Mares lässt wenig aus oder besser gesagt: das Leben lässt wenig aus an ihm - als alter Mann ist er jedoch alles andere als glücklich geworden.

War mir gut gefiel an dem Buch war der Stil, indem die Erlebnisse erzählt werden, was mich aber eher nervte, waren die immer zwischendrin eingestrueten küchenphilosophischen Weisheiten. Auch die Versuche des Autors ab und zu mal so richtig poetisch zu werden, fand ich nicht sehr gelungen. Mir gefällt er besser, wenn er hart und derb und realistisch schreibt, denn das kann er!
Die äußere Gestaltung des Buches halte ich übrigens für sehr schön und auffällig.
Mein Fazit: ein Buch mit sehr vielen Stärken, aber auch einigen Schwächen! ich bin ambivalent. Vielleicht hätte ich auch 4 Sterne vergeben können, aber etwas gestraffter könnte der Roman schon sein um wirklich zu überzeugen.