Wahr oder nicht wahr

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heike lohr Avatar

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Josef Formánek gelingt es einen Roman zu schaffen, der in bester monarchistischer Tradition steht. Anklänge an Grillparzers „Weh dem, der lügt“ und an Hašeks Soldaten Schwejk werden wach. Gelungen ist das Erzählwerk durch den Ich-Erzähler, welcher die unglaubliche Geschichte des Bernhard Mares in Abschnitten unterschiedlicher Länge erzählt. Eingeleitet werden die Abschnitte durch deutschsprachige Prologe und jedes wichtige Kapitel wird mit einem lateinischen Zitat, das ins Deutsche übersetzt wird, eingeleitet. Dadurch wird ein neuer Erzählstrang gekennzeichnet und gleichzeitig unter ein bestimmtes Motto gestellt. So werden die geschilderten Ereignisse hinterfragt und als Beispiele einer gewissen Grundhaltung gesehen. Der Ich-Erzähler der Handlung ist Schriftsteller und hat denselben Vornamen wie der Autor des Buches, somit entsteht der Eindruck, dass dem Autor des Buches und nicht dem Autor in der fiktiven Handlung von einem Bernhard Mares, der seine große Liebe sucht, alles erzählt wird. Seine Geburt war in der Straßenbahn und seine Mutter setzte ihn vor einer Kirche aus. Er war nämlich das Ergebnis einer Liebesnacht. Er wächst ihm Waisenhaus auf und erlebt dort mit einer strengen Nonne seine ersten sexuellen Erfahrungen. Sein Lebenswerk ist die Liebe, aufgrund seiner ungewissen Herkunft, den geschichtlichen Wirren kommt er in die Tschechoslowakei, kämpft in der SS, wird Dolmetscher in der Tschechoslowakei und ist Österreicher. Erst im Alter erforscht er seine Herkunft genauer und entdeckt, dass er jüdischer Abstammung ist. Seine Erzählungen weichen oft voneinander ab, So bleibt die Frage offen, was hat er erlebt und was hat er erfunden. Durch die Montagetechnik, in welcher aktuelle Erzähleinheiten mit den Kommentaren des Verfassers sowie die Erzählungen des alten Mannes abwechseln entsteht ein lebendiges Bild einer bewegten Zeit. Diese ist vom Überlebenskampf der Durchschnittsbürger geprägt.