Freundschaftsdrama in Australien

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annajo Avatar

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Katherine zieht von Melbourne nach Sydney um ihre schmerzhafte Familiengeschichte hinter sich zu lassen. Die Siebzehnjährige findet sich plötzlich im Zentrum von Alice' Aufmerksamkeit wieder: ein wunderschönes und beliebtes Mädchen! Genau das wollte Katherine eigentlich vermeiden; Aufmerksamkeit auf sich zu ziehen. Doch schon bald bemerkt sie, dass ihr die Aufmerksamkeit gut tut und sie sich nach einer engen Freundin gesehnt hat. Zusammen mit Robbie werden die drei ein Gespann, ziehen um die Häuser und von Party zu Party. Doch immer wieder blitzt bei Alice Bösartigkeit durch, die Katherine irritiert. Als Alice schließlich hinter Katherines Geheimnis kommt, verändert sich das Verhältnis der beiden langsam, aber einschneidend. Alice quält Katherine immer wieder mit deren eigenen Vorwürfen, verfolgt sie und pfuscht in ihrem Leben herum. Katherine kann sich nicht erklären, was passiert ist und warum Alice ihr das antut.

Ich fand es wunderbar, einen Roman aus Australien zu lesen. Ich war selbst dieses Jahr in Melbourne und in Sydney und habe mich über einige kulturelle Gepflogenheiten sehr gewundert. Beispielsweise gab es ständig und überall Tee. Und es machte die Protagonistin sehr liebenswert, dass sie fast pausenlos Tee trank. Auch die Szenerie konnte ich mir sehr gut vorstellen, wie beispielsweise die Spaziergänge an den Stränden Sydneys. Der Plot selbst war jedoch nicht sonderlich komplex oder tiefgründig. Das Buch ist eine Mischung aus Roman, Psychogramm und Psychothriller. Allerdings waren mir Alice' Handlungen nicht ausgearbeitet genug. Mit dieser Boshaftigkeit wären sicherlich noch mehr Handlungen möglich gewesen, als lediglich die eine, auf der Alice ständig herumhackt. Wann immer Alice und Katherine sich begegneten, war mir dann klar, was Alice sagen würde und mit der Zeit nervten mich Katherines Reaktionen, da es ihr nicht gelang, sich dagegen zu stählen. Auch die anderen Versuche, in Katherines Leben herumzupfuschen, lösten sich sehr schnell wieder positiv auf.
Gut gelungen fand ich die Zeitebenen. Sie sprangen zwischen dem Ereignis mit Rachel (Vergangenheit), Katherines Freundschaft mit Alice (1 Jahr später, Gegenwart) und Katherines aktuellem Leben mit ihrer Tochter (5 Jahre später, Gegenwart) hin und her. Man musste sich dabei öfter neu orientieren, fühlte sich dabei aber authentischer an den Erinnerungen Katherines beteiligt. Wirklich beeindruckend war, dass es James gelungen ist, vor meinen Augen eine Zeitlupe zu erzeugen, als das mit Rachel passierte, sowie während der entscheidenden Szene mit Alice und Mick am Strand. Hier wechselte die Autorin ebenfalls die Zeitform und ließ mich förmlich die Luft anhalten.
Im Dunklen blieben leider einige Hintergründe wie etwa, was nach der verhängnisvollen Party mit der Familie, dem Gerichtsprozess und den Medien passierte, aber auch, wie Alice letztlich umkam und was in dieser Nacht am Strand tatsächlich explizit passierte. Starb Alice an diesem Abend oder erst später?

Insgesamt war das Buch recht spannend, gut geschrieben, bediente sich einer schönen Kulisse und bereitete kurzweilige Lesestunden. Mit seinen etwas über 300 Seiten ist es schnell gelesen. Aber auch wenn das Cover ein absoluter Eyecatcher ist, leitet es leider fehl. Denn es handelt sich nicht um eine romantische Tragödie oder ähnliches. Ich finde das Cover vom Verlag leider schlecht gewählt; ich finde das australische Cover wesentlich passender. Trotzdem fand ich den Gesamteindruck des Buches gut und die Geschichte spannend.