Ganz nett für Jugendliche, aber sonst…

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Um das Fazit einmal vorweg zu nehmen:

 

Wieder mal ein Buch, dessen großen Erfolg (Verkauf in 36 Länder!) ich nicht wirklich nachvollziehen kann.

 

Rebecca James präsentiert mit ihrem Romandebüt „Die Wahrheit über Alice“ ein leicht zu lesendes Buch ohne großen literarischen Anspruch, welches in kurzen Kapiteln kurzweilige Unterhaltung und auch durchaus ein gewisses Spannungsniveau bietet. Ein Buch, an dem ich als Teenager wahrscheinlich meine Freude gehabt hätte. Als erwachsene Leserin tue ich mich mit diesem Buch jedoch schwer.

 

Der Verlag ordnet das Buch eindeutig in der Spalte Spannung/Thriller ein, in Buchhandlungen ist es daher ebenfalls in dieser Rubrik vorzufinden. Bei mir würde das Buch unzweifelhaft in der Kategorie „Jugendbuch/Teenagerroman“ stehen („besonders empfehlenswert für Mädchen“).

 

Rebecca James stellt in „Die Wahrheit über Alice“ die Themen Freundschaft, Liebe, Familie in den Vordergrund, angereichert um die Aspekte Trauer, Schuld, Verantwortung. Hat sie mit diesem Roman auch ein kurzweiliges Lesevergnügen geschaffen, so hatte ich dennoch über die ganzen 320 Seiten das Gefühl, alles sei schon mal da gewesen. Fast alle Entwicklungen waren vorsehbar, Geheimnisse wurden stereotyp aufgelöst, wirkliche Überraschungen gab es für mich keine.

 

Viele Handlungen und Beweggründe scheinen mir unglaubwürdig und waren für mich nicht nachvollziehbar. Situationen werden oft völlig unrealistisch dargestellt, um so auf schnellem Weg dem großen Finale den Weg zu ebnen. Welche Eltern überschlagen sich denn vor Begeisterung, wenn ihre 17-jährige Tochter von ihrem ebenso jungen, gerade kennen gelerntem Freund schwanger wird?

 

In die gleiche Richtung geht die Charakterisierung und Ausarbeitung der Protagonisten. Die Charaktere sind zu einfach und flach gestrickt. Es wird eine eindeutige Klassifizierung nach Gut und Böse vorgenommen; nach charakterlichen Facetten und Abstufungen sucht der Leser vergeblich.

 

Die mit 320 Seiten sehr knapp bemessene Geschichte hätte sicherlich mit interessanten Hintergründen um den Mord und den anschließenden Prozess von Katherines Schwester aufgewertet werden können und dadurch auch mehr Krimicharakter erhalten. Einige Seiten mehr hätten darüber hinaus auch der vielschichtigeren Ausarbeitung der Charaktere gut getan.

 

Mein Vorschlag daher an den Verlag:

Herausgabe des Buches im taschengeldfreundlichen Taschenbuchformat mit einem Cover in Anlehnung an die australische bzw. amerikanische Ausgabe (sehr gelungen und ansprechend) und deutlicher Kennzeichnung als Teenager-Thriller. Dann geht auch die erwachsene Leserschaft mit ganz anderen Erwartungen an dieses Buch!