Ich möchte Alice nicht zur Freundin!

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mammutkeks Avatar

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Die schüchterne, in sich gekehrte Katherine ist überrascht und gleichzeitig auch begeistert, als Alice, die schöne und umschwärmte Mitschülerin, sie nicht nur zu ihrem 18. Geburtstag einlädt, sondern ihr auch eine Freundschaft anbietet. Allerdings ist diese Freundschaft zum Scheitern verdammt, wie aus dem Epilog bereits klar ist: Alice ist tot, und Katherine war zwar nicht bei der Beerdigung, freut sich aber über diesen Tod.

Beide junge Frauen, die eine 17, die andere gerade 18 geworden, haben ihre Geheimnisse, die sie auch der Freundin nicht mitteilen wollen. Bei Katherine ist es der gewaltsame Tod der jüngeren Schwester, für den sie sich verantwortlich fühlt. Seit diesem Tod lebt sie bei ihrer Tante in Melbourne, geht nicht mehr aus, ist Katherine und nicht mehr Katie. Sie will die Vergangenheit vergessen, doch dies gelingt ihr nicht. Mit Alice kommt die Vergangenheit sogar wieder verstärkt in ihr Leben - nach und nach gelingt es dieser, Katherine aus der Reserve zu locken.

Doch auch Alice hat ihre vielfältigen Geheimnisse und ist nicht immer strahlend und gut gelaunt, sondern kann bösartig und selbstsüchtig sein, verletzend und berechnend. So nimmt es nicht Wunder, dass Katherine die Freundschaft schon schnell beenden will.

"Die Wahrheit über Alice" ist der Debütroman der Australierin Rebecca James, die auf dem Schutzumschlag mit den unglücklich gewählten Worten "hatte beruflich nie viel Glück" vorgestellt wird. Die anschließende Aufzählung, die dieses untermauern soll, heißt dann: "Sie brach das Studium ab, arbeitete als Kellnerin, reiste um die Welt und ließ sich schließlich mit ihrem Mann in (...) Australien nieder. Dort bauten die beiden ein Küchengeschäft auf. Rebecca bekam vier Söhne und schrieb nebenbei." So ganz passt das nicht zu "hatte nicht viel Glück", aber die Sichtweisen sind da ja auch unterschiedlich ...

Sprachlich ist das Buch eher einfach gehalten, was aber die Spannung nicht einschränkt, die sich auf den 316 Seiten dieses Romans entwickelt. Müsste man ihn einordnen, passte er in die Kategorie Psycho-Thriller, allerdings der weniger brutalen und blutrünstigen Art. Ob allerdings 17-, 18-jährige wirklich eine solche ausgefeilte Weltsicht und Fiesheit an den Tag legen, ist mir nicht klar.

Insgesamt ist "Die Wahrheit über Alice" ein gut lesbarer Roman für einen verregneten Herbstsonntag, spannend, einfach und klar geschrieben, mit interessanten Wendungen.