Solide

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chrischid Avatar

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Eigentlich ist Katherine eine Einzelgängerin. Sie hat es sich selber ausgesucht, denn sie hat ein Geheimnis, das sie um alles in der Welt schützen will und die beste Art es für sich zu behalten ist, mit niemandem näheren Kontakt zu haben. Doch eines Tages lädt Alice, ein bei allen beliebtes Mädchen, Katherine zu ihrer Party ein und will sich mit ihr anfreunden. Nach und nach beginnt Katherines innere Blockade zu bröckeln, doch das ist nicht das einzige was bröckelt, denn auch bei Alice ist nicht alles wie es scheint...

 

'Die Wahrheit über Alice' beschäftigt sich hauptsächlich mit dem Aspekt der Freundschaft. Aber auch Schuld, Rache und Verarbeitung spielen teils große Rollen. Katherine ist ein Mädchen, das lieber für sich alleine ist, aber nicht, weil niemand etwas mit ihr zu tun haben möchte, sondern weil sie sich von allen anderen fern hält, denn sie hat ein Geheimnis, welches niemand erfahren soll. Ihre Schwester Rachel ist einem schrecklichen Verbrechen zum Opfer gefallen und die Umstände unter denen dies geschehen ist, sollen nie ans Licht kommen. Da mit Sicherheit jeder zumindest kleine Geheimnisse hütet, kann der Leser schnell nachvollziehen, dass man sich hin und wieder lieber zurück zieht, da man ansonsten schnell Gefahr laufen kann, dass man sein Schweigen bricht. Natürlich verhält nicht jeder sich so, dass er sich komplett von anderen Menschen fern hält, dennoch ist auch Katherines, etwas übertriebenes, Verhalten dahingehend nachvollziehbar.

 

Katherine schafft es allerdings nicht, sich komplett zu isolieren, denn Alice möchte sich mit ihr anfreunden und bald unternehmen die beiden fast täglich etwas miteinander. Auch Alice' Freund Robbie ist immer öfter mit von der Partie, so dass Katherine nach einiger Zeit doch soviel Vertrauen zu den neuen Freunden fasst, dass sie überlegt ihr Geheimnis zu offenbaren. Auch diese Situationen sind für den Leser ohne weiteres nachzuvollziehen, denn der Mensch braucht Kontakt zu anderen Menschen und meistens ist es eine Erleichterung, wenn man sich einfach mal alles von der Seele reden kann. Je mehr und enger man mit Leuten zusammen ist, desto schneller baut sich Vertrauen auf und man wünscht sich sogar bald, dass man nicht mehr alleine mit dem Druck oder auch dem Schmerz umgehen muss, man hat das Gefühl, dass einem ein Stück Verantwortung abgenommen wird.

 

Doch bald schon kommt die Wende, denn Alice' Verhalten wandelt sich immer mehr zum Negativen. Nicht nur Katherine, sondern auch Robbie müssen unter ihren Stimmungsschwankungen leiden. Sie wissen nicht so recht, wie sie damit umgehen sollen und schon gar nicht wissen sie was das alles plötzlich soll. Der Leser hat von Anfang an kein sehr positives Bild von Alice, da man sehr schnell merkt, dass sie sich verstellt, man ist aber nicht sicher wieso sie dies tut bzw. was sie damit bezweckt. Allerdings kann man sehr gut verstehen, dass Katherine bald nichts mehr mit ihr zu tun haben will und sich immer weiter distanziert, doch das will Alice nicht zulassen und versucht immer wieder mit ihr in Kontakt zu kommen.

 

Der Roman erzählt immer wieder in anderen Zeiten. Mal ist man in der Gegenwart, in der alles schon vorbei ist, dann wieder erfährt man etwas von der Zeit, in der Alice und Katherine sich anfreunden und schließlich wird auch die Vergangenheit erläutert, in der Rachel Opfer einer schrecklichen Tat wird. Durch die Zeitenwechsel ist der Leser zunächst etwas irritiert, da erst nach den ersten Worten klar wird, welche Zeit nun angesprochen ist, da es nicht extra gekennzeichnet wird. Der Schreibstil ist klar und flüssig, so dass man keine Mühe hat in das Geschehen hinein zu finden. Es ist keine allzu außergewöhnliche Geschichte, sondern vom Inhalt her klassischen Groschenromanen zuzuordnen, nur dass es hier auf über 300 Seiten ausgeweitet wurde. Auch das Ende ist nicht wirklich überraschend, denn sehr schnell wird dem Leser klar was wirklich hinter dem Ganzen steckt. Doch auch, wenn nun hier einige negative Punkte aufgeführt werden, macht das Lesen der Lektüre Spaß und gleichzeitig regt sie zum Nachdenken an, denn die ein oder andere Situation wird jeder schon einmal erlebt haben. Wer allerdings etwas hoch literarisches lesen möchte, der sollte sich von dem Roman fern halten, wer sich hingegen unterhalten lassen möchte, der darf gerne zugreifen.