Was ist die Wahrheit?
Kathrine ist siebzehn und trägt ein dunkles Geheimnis mit sich herum. Deswegen bleibt sie an der neuen Schule für sich und versucht, möglichst nicht aufzufallen. Das ändert sich, als Alice sie zu ihrem Geburtstag einlädt. Alice wird Katies beste Freundin. Zusammen mit Alice und deren Freund Robbie beginnt sie wieder am normalen Leben eines Teenagers teilzunehmen. Irgendwann erzählt sie Alice sogar ihr Geheimnis. Doch es zeigt sich, dass Alice noch eine andere Seite hat. Manchmal ist sie vollkommen blind für die Gefühle ihrer Freunde, bringt sie in ausgesprochen peinliche Situationen, ist völlig Ich-bezogen. Als Kathrine endlich erkennt, wie Alice wirklich ist, ist es zu spät. Die Katastrophe lässt sich nicht mehr aufhalten.
Das Cover des Buches finde ich nicht gelungen. Sowohl die Farbe, als auch das Bild sind nicht wirklich ansprechend. Ohne die Leseprobe wäre ich in der Buchhandlung wohl daran vorbeigegangen.
Die Geschichte wird von Kathrine erzählt, anfangs in drei verschiedenen Perspektiven, die je Kapitel wechseln. Einmal Katie heute mit ihrer kleinen Tochter, dann erzählt sie rückblickend was mit ihrer kleinen Schwester passiert ist, und, dies nimmt den Hauptteil ein, ihre Zeit mit Alice. Ich fand diesen Wechsel beim ersten Mal etwas verwirrend, aber durch den Wechsel pro Kapitel ist es sehr übersichtlich.
Katie ist ziemlich widersprüchlich. Sie hat bereits etwas Furchtbares erlebt, nämlich das, was mit ihrer Schwester passiert ist, und woran sie meiner Meinung nach auch nicht ganz unschuldig ist. Trotzdem ist sie anderen Menschen gegenüber von einer erstaunlichen Naivität und Gutgläubigkeit. Daran hat sich auch nach diesem Erlebnis nichts geändert. Sie weigert sich, Alices Boshaftigkeit zu erkennen, obwohl sie auch von anderen darauf hingewiesen wird. Gut, sie ist noch recht jung, aber ehrlich, es gibt doch Erfahrungen, aus denen man lernen sollte. Sie gehört zu den Personen, die man gerne packen und schütteln möchte, weil sie so schwer von Begriff sind. Bei Robbie, Alices Freund, ist es ähnlich. Er weiß, was Alice mit ihm macht, dass sie keine Beziehung haben möchte, und doch ist er ihr hoffnungslos verfallen. Philippa ist die Einzige, die Alice von Anfang an durchschaut und Katie auch vor ihr warnt, sie wirkt im Gegensatz zu den Anderen reif und verantwortungsbewusst. Sie ist auch von allen Figuren am glaubhaftesten. Und dann ist da noch Alice... Alice ist ungeheuer charismatisch. Es gelingt ihr im Handumdrehen, Menschen für sich einzunehmen. Andererseits ist sie völlig rücksichtslos den Gefühlen anderer gegenüber. Sie bringt ihre Freunde in überaus peinliche Situationen, mit voller Absicht. Und trotzdem verzeihen ihr alle immer wieder. Ich muss zugeben, sogar mich hat sie nach diesem ersten Zwischenfall fast wieder auf ihre Seite gezogen. Als Charakter wirkt Alice sehr überzeugend, sie macht das Besondere dieses Buches aus.
Um ehrlich zu sein hat sie mich irgendwann genauso in ihren Bann gezogen, wie das Buch. Obwohl man ja von Anfang an weiß, dass etwas Furchtbares passiert und Alice am Ende stirbt, konnte ich nicht mehr aufhören zu lesen. Ich habe mich über die Figuren geärgert und mit ihnen gelitten, war von ihnen genervt und habe mich mit ihnen gefreut. Was will man mehr von einem Buch?