14 Jahre in Sankt Petersburg

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bavaria123 Avatar

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Als ich das Buch bekommen habe, war ich sehr erfreut.
Es kam ohne Plastikverpackung an, was ich zu begrüßen finde.
Das Cover sieht ausgesprochen gut aus und fühlt sich auch wunderbar an. Sofort begibt man sich gedanklich in die Vergangenheit, in eine Stadt an der Mündung eines Flusses.

Historische Romane lese ich ausgesprochen gern und so sind mir auch einige Geschichten rund um die Zarin Katharina bereits in Buchform begegnet. "Die Zarin und der Philosoph" ist dann aber doch etwas anders.

Die Autorin Martina Sahler liebt Sankt Petersburg. Das spürt man ganz deutlich. Schon das erste Buch dieser Trilogie hat sie dieser Metropole gewidmet. Gelesen habe ich "Die Stadt des Zaren" bis dato zwar nicht, aber das werde ich sicher noch nachholen. Zwingend erforderlich um das vorliegende Buch und dessen Inhalt zu verstehen ist es aber nicht.
Der Schreibstil ist bildlich und lässt sich angenehm flüssig lesen.

Die Geschichte um Katharina und ihren Hof beginnt im Jahr 1761 und endet 1775. 486 Seiten für 14 Jahre Geschichte also. Die als Sophie Auguste Friederike von Anhalt-Zerbst geborene Katharina II. ließ sich am 9. Juli 1762 zur Zarin ausrufen, während ihr Mann Zar Peter III. für abgesetzt erklärt wurde. Somit steigt die Erzählung rasant in die Historie ein.
Katharina war eine leichtlebige, humorvolle und intelligente Frau, die gern musizierte und mit Vorliebe historische und politiktheoretische Werke las. Das wird in diesem Roman sehr deutlich.
Auch die politischen und sozialen Umstände in Russland und der Zeit an sich werden gut dargelegt. Es werden Intrigen, Kriege und blutige Revolutionen, wie die Pugatschow-Rebellion, beschrieben.

Allerdings treten diese historische Fakten meist ein wenig in den Hintergrund. Dafür übernehmen fiktive Geschichten und Personen den Handlungsrahmen. Der anfangs eher schüchterne, dann immer selbstbewusster werdende Philosoph und Spion Stephan Mervier und seine schöne, aber vernachlässigte und recht trinkfreudige Frau Johanna oder auch das intelligente Findelkind Sonja mit ihrer traurigen Vergangenheit geben das Gerüst und lassen die Historie mitspielen. Ich mag das eher ein wenig andersherum. Ich hätte da gern mehr Geschichte und eine Prise vom fiktivem spannenden und herzberührenden Drumherum.

Besonders gut gefallen mir die Karten auf den Einbandinnenseiten, mit denen man sich in Sankt Petersburg und dem damaligen Russland zu recht findet und die Aufstellung der wichtigen Personen sowie die Zeittafel.

Alles in allem hat mich der Roman gut unterhalten und mir die Zarinnenzeit in Russland wieder ein wenig näher gebracht. So vergebe ich ohne Weiteres 4 Sterne und empfehle das Buch nicht nur geschichtsinteressierten Lesern / Leserinnen weiter, sondern auch solchen, die sich einmal spannend und mit Beziehungswirren unterhalten lassen möchten.