Gefiel mir nicht

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rebekka Avatar

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Zugegeben: Martina Sahler hat in ihrem Buch „Die Zarin und der Philosoph“ durchaus spannende und interessante Aspekte der russischen Geschichte aufgegriffen. Dass die Armen und Unterdrückten dieses autokratisch regierten Landes nicht erst unter Lenins Führung gegen ihre Zaren aufbegehrten, ist zwar bekannt. Aber über den Bauernaufstand unter Katharina der Großen hat man bisher in historischen Romanen nur wenig gelesen.

Diese Rebellion zu Zeiten, in denen auch in Frankreich die Revolution kurz bevorstand, und die Unzufriedenheit mit der Regierung der Zarin spielen die Hauptrolle in Martina Sahlers Buch – und das ist einer der Gründe, warum es mir nicht gefallen hat. Vom Titel verführt, erwartete ich eine Geschichte, in der es vor allem um das Leben am Hofe geht: um Intrigen, philosophische Gespräche und ein Katz-und-Maus-Spiel mit dem preußischen Philosophen, den Friedrich der Große zum Spionieren nach St. Petersburg geschickt hatte.
Stattdessen füllte Martina Sahler die Seiten mit Verschwörungen und revolutionärem Gedankengut, mit Personen, die Katharinas Regierungsstil im Geheimen bekämpfen und die letztlich mit dem Versuch scheitern, soziale Ungerechtigkeit zu beseitigen.
Diese Personen sind der zweite Grund, das Buch nicht zu mögen: Mit ihnen wurde ich nicht warm, keine von ihnen war mir sympathisch. Nicht die undankbare Ziehtochter, die mit ihrem Einfluss am Hof und mit etwas Diplomatie viel mehr für die Unterdrückten hätte erreichen können als mit heimlichem Widerstand gegen ihre Gönnerin. Nicht der nervtötend schwärmerische Poet, der nur einen Blick quer durch einen Ballsaal braucht, um in heftiger Liebe zu einer Malerin zu entbrennen. Nicht der preußische Philosoph und Spion, der nichts Besseres zu tun hat, als im Untergrund gegen seine Gastgeberin zu arbeiten. Und schon gar nicht die Zarin selbst, die von sich behauptet, neuem Gedankengut gegenüber aufgeschlossen zu sein, aber nicht willens ist, die Leibeigenschaft abzuschaffen. Sie alle agierten oft auf eine Art und Weise, die ich nicht nachvollziehen konnte und offenbarten Gefühle, die ich völlig übertrieben fand.
Das Cover passt gibt diesem Roman einen seriösen Anstrich, er passt zu der Zeit, und der Schreibstil Martina Sahlers ist flüssig zu lesen. Trotzdem reicht es nach meiner Ansicht nur mit viel Wohlwollen für drei Sterne.