Historisches Konfliktpotential, im Diskurs mit Katharina der Großen

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isar13 Avatar

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Katharina die Große reißt im Jahre 1762 die Macht an sich, krönt sich selbst zur Zarin und sieht sich fortan als aufgeschlossene moderne Herrscherin. Mit ihr an der Spitze soll sich Russland zur Weltmacht entwickeln. Um Inspiration bemüht begibt sie sich gerne mit klugen Köpfen, korrespondiert mit den Mächtigen ihrer Zeit, Herrschern wie Friedrich dem Großen, Voltaire, Denis Diderot und lädt sie ein an ihren Hof nach St. Petersburg zu kommen.
Der Preußenkönig schickt ihr den jungen Philosophen Stephan Mervier und seine junge Gattin Johanna, eine begabte Porträtmalerin.
In Russland zieht eine Zeit des Umbruchs heran, doch die Zarin zaudert, ihr fehlt es an Mut und sie will ihre Macht nicht teilen…..

Der historische Roman „Die Zarin und der Philosoph“ ist ein gelungenes Sittenporträt einer spannenden Epoche des 18. Jahrhunderts, aus der Feder von Martina Sahler.
Die Zarin ist sich zwar der Zeit der Aufklärung und des gesellschaftlichen Wandels bewusst, kann ich jedoch nicht entschließen das bestehende russische Feudalsystem zu reformieren. Die Widerstände nehmen zu, auch wenn einige Reformen was Bildungsangebot und Fortschritt anbelangt verbessert werden. Katharina sieht sich gerne als Mäzenin und Förderin junger Talente, so nimmt sie auch ein begabtes kluges junges Waisenmädchen mit dem Namens Sophia auf, der sie all ihre Liebe schenkt. Doch gerade die Bildung ist es, die Hoffnung weckt und die Menschen über ihr Schicksal nachdenken lässt!
Mit ihren klug gewählten Figuren regt die Autorin eine geschickte Diskussion an. „Kann es eine friedliche Revolution geben!?“
Ihre historischen und fiktiven „Dichter und Denker“, geben dazu auf etlichen Seiten ihre Meinungen an. Ein Stoff, über den es sich Nachzudenken lohnt, denn auch heute noch stellen wir uns noch die Frage nach einer gerechten Welt! Der Schreibstil ist flüssig und gut zu lesen, die Handlung interessant gestrickt, detailreich ausgearbeitet und gut recherchiert.

Das Buch beschreibt eine spannende Epoche und eine sehr interessante historische Persönlichkeit, die sehr konsequent ihre Machtposition nutzt und ausbaut. Die Beschreibung Katharinas ist meiner Meinung nach sehr gut geglückt, letztendlich bleibt sie aber doch ein Kind ihrer Zeit, die zwar Gedanken der Freiheit zulässt, aber voller Angst vor Veränderung, durch Verlust von Macht gehemmt. Gerade am Ende wird dieser Zwiespalt gekonnt herausgestellt.
Ein tolles Buch für historisch und philosophisch begeisterte Leser, es hat mir gut gefallen.