Spannende, wunderbare Historie

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern
bettinahertz Avatar

Von

Die Zarin und der Philosoph
Autor: Martina Sahler

Es geht um Katharina die Große. Sie krönt sich nach einem Putsch selbst zur Zarin, sieht sich als Nachfolgerin von Peter dem Großen und will Russland nach Westen öffnen. Doch die Welt hält den Atem an, kann man der Deutschen auf dem Zarenthron trauen? Preußens König Friedrich II. schickt einen Philosophen nach Petersburg, um die Pläne der neuen Herrscherin auszuspähen. Stephan Mervier ist beeindruckt von Katharina, von ihrer Klugheit, ihrem Charisma, doch er sieht auch die Kehrseite der Medaille: Russlands Rückständigkeit und das Elend der Leibeigenen machen ihn wütend. Dabei gerät er fast ungewollt in einer Gruppe von Widerständlern und muss parallel den „Schein“ bei Katharina wahren bzw. konstruktive Kritik an ihren „Regierungsformen“ stellen. Doch auch im Winterpalast wächst der Widerstand längst heran. Eine enge Vertraute Katharinas kämpft auf Seiten der Unterdrückten. Stephan verliebt sich in die mutige Rebellin, die in großer Gefahr schwebt. Denn die Zarin fördert zwar Fortschritt, Bildung und die Wissenschaften, aber ihre Herrschaft ist absolut, und sie setzt ihre Macht mit äußerster Härte durch.

Ich war sehr gespannt auf den neuen Roman von Martina Sahler, denn schon von „Die Stadt des Zaren“ war ich sehr begeistert. Hier erleben wir St. Petersburg unter Katharina der Großen. Wie im Nachwort der Autorin festgehalten, konzentriert sich der Roman vor allem …„auf Katharinas Rolle zur Zeit der Aufklärung“. Es Fließen jede Menge historische Fakten ein, die äußerst geschickt mit fiktiven Elementen verwoben sind.

Der Schreibstil ist beeindruckend, wunderbar bildhaft, äußerst lebendig und absolut flüssig zu lesen. Man wird in eine andere Zeit versetzt und findet sich als stiller Betrachter aller Szenen im Hintergrund. Martina Sahler lässt uns am russischen Flair in St. Petersburg teilhaben. Ich konnte alle Emotionen nachvollziehen: Freude, Angst, Verzweiflung, Hoffnungslosigkeit und vieles mehr.

Die Protagonisten, vor allem die historischen Persönlichkeiten wie Katharina, Graf Grigori Orlow, Grigori Potemkin, J. I. Pugatschow, Voltaire, Diderot und Friedrich II. treten hier beeindruckend und authentisch auf die Lesebühne. Die Einflechtung der fiktiven Figuren ist Martina Sahler sehr gut gelungen. Ein entscheidende Rolle nehmen dabei der Philosoph Stephan und seine Frau Johanna und Katharinas Ziehtochter Sonja ein. Der Handlungsverlauf, die persönlichen Geschichten/Erlebnisse sind hier perfekt in die Historie verankert und dies hat mir wunderbar gefallen. Wenn ich exakt historische Gegebenheiten 1:1 haben möchte, greife ich zum Geschichtsbuch oder Lexikon, aber wenn drumherum noch eine äußerst spannende Handlung einfließt, geschichtliche Ereignisse hautnah präsentiert werden, dann ist dieser Roman geradezu perfekt, der Unterhaltungswert sehr hoch.

Das Buch selbst hat ein wunderschönes Cover, welches exzellent zur Geltung kommt und zum Kaufen anregt. Entsprechende Landkarten – hier vom damaligen St. Petersburg und Russland – sind vorn und hinten im Buch enthalten. Vor allem auf der Karte von St. Petersburg war ich sehr oft mit den Protagonisten unterwegs und konnte mir vieles bildhaft vorstellen. Ein Personenverzeichnis mit den historisch belegten und fiktiven Personen empfand ich ebenfalls sehr hilfreich. Und am Ende natürlich das sehr interessante Nachwort, vieles wird dadurch noch schlüssiger und von manchen Gegebenheiten war ich sehr überrascht (Stichwort Reiseroman).

Meine Erwartungen zu „Die Zarin und der Philosoph“ waren sehr hoch und ich würde definitiv nicht enttäuscht, im Gegenteil. Ich kann dieses Buch uneingeschränkt empfehlen und vergebe dafür auch volle Punktzahl.