...ein tragischer Jäger.

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susanne probst Avatar

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Gleich vorab: als die Leseprobe zu Ende war, war ich enttäuscht. Die Geschichte hat mich zu diesem Zeitpunkt bereits so gefesselt, dass ich hätte weiter lesen wollen!

In der Leseprobe wird eine der vielen Liebesgeschichten des (noch?) beziehungsunfähigen 30-jährigen Nishino erzählt.

Nishino ist ein attraktiver und erotischer Mann, der durch sein Äußeres und seine Ausstrahlung mühelos das Interesse von Frauen erweckt.
Auch die Ich-Erzählerin in der Leseprobe erliegt seinem Reiz. Nachdem sie jedoch feststellt, wie wortkarg und verschlossen er ist und weil er so desinteressiert und emotional unbeteiligt wirkt, wendet sie sich wieder von ihm ab.
Diese Zurückweisung spornt ihn wiederum an. Er öffnet sich etwas und wird lebendiger, wodurch die Ich-Erzählerin sich schließlich in ihn verliebt.
Er kann sich wiederum nicht auf die einlassen, bleibt kühl und distanziert, hat weiterhin seine Sexaffären und erzählt weiterhin seine kleinen Lügen.
All das führt letztendlich dazu, dass er von der Ich-Erzählerin endgültig verlassen wird.
Und erneut wird sein Jagdtrieb, dieses Mal erfolglos, angestachelt.

Ich habe den Eindruck, dass hier ein Muster geschildert wird. Ein Muster, dem Nishino immer wieder erliegt und das, wenn er es nicht überwindet, wohl zu dauerhaftem Singledasein und möglicherweise zu tiefer Einsamkeit führt.

Solche Muster haben natürlich ihre Ursachen. Eine mögliche Ursache wird angedeutet: der Suizid seiner Schwester und seine Schuldgefühle, weil er damals nicht da war, um sie davon abzuhalten.

Hiromi Kawakami erzählt mit knapper, schlichter und trotzdem Bilder und Gefühle auslösenden Sprache.

Ganz zu Beginn ließ mich das Buchcover ein bisschen zweifeln, wirkte es auf mich doch etwas kitschig. Gleichzeitig war ich sehr neugierig, da ich japanische Autoren und deren Bücher immer sehr spannend finde.

Nachdem ich zu lesen begonnen hatte, wurde ich schnell skeptisch, weil ich befürchtete, eine sehr oberflächliche Geschichte präsentiert zu bekommen.

Im Verlauf wurde ich immer neugieriger und die Geschichte begann, mich zu fesseln. Als die Leseprobe dann zu Ende war, war ich richtig enttäuscht. Diesen Roman will ich zu Ende lesen!

Apropos Cover. Inzwischen finde ich es sogar ziemlich passend. Ähnlich wie die Fische im Wasser treibt Nishino recht beziehungslos dahin.