Für ein paar Stunden bildlicher Unterhaltung

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ka te Avatar

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Zunächst einmal: Das Buch hat seinen eigenen sprachlichen Reiz. Vielleicht auch einfach zu geringen Anspruch an den Leser, was der Übersetzung geschuldet sein kann, oder einfach den Unterschied vom Japanischem zum Deutschen ausmacht.
Und dieser Kulturunterschied zieht sich leider auch etwas durch das gesamte Buch und meine damit einhergehende Bewertung:
Es streift für mich nur an der Oberfläche einer Geschichte, die Hauptperson wird aus verschiedenen Blickwinkel dargestellt und man kann sich daraus ein sehr gutes Bild über Nishino machen.
Für mich fehlt dabei allerdings der Mehrwert. Es ist als ob ich nur die Einleitung zu einem Buch gelesen habe, und jetzt, als ich die Person kennengelernt habe, endet auch schon das Buch, ohne das etwas Größeres passiert.
Sicherlich kann man die Kurzgeschichten der verschiedenen Frauen als verschiedene Kritikpunkte an der aktuellen (japanischen) Kultur betrachten und es ist nicht zwingend notwendig, dies alles auf eine Person zu beziehen. Auch die Bildhaftigkeit der Sprache und die Andeutungen auf bestimmte japanischen Kultureigenschaften sind hervorzuheben; für mich als Europäer aber zu unbekannt um deren Tiefe zu verstehen.
Alles in allem ist dies wahrscheinlich auch das Hauptproblem, welches ich mit dieser Geschichte habe: Sie erzählt von einem Mann, welcher sich selbst nicht eingestehen kann, dass er zu Liebe fähig ist und daher lieber die Meinung annimmt, nicht lieben zu können statt zu beginnen sich selbst zu lieben und damit auch die Liebe, welche ihm von den Frauen (teilweise) entgegengebracht wird empfangen zu können. Lieber versinkt er in einer Art Selbstmitleid, keine Beziehungen führen zu können, und tut was er am Besten kann: Beim Kennenlernen überzeugen und sein Ego durch die Begierde vieler Frauen zu stärken. Zurück zu dem angesprochenen Problem damit: Es ist nichts Neues (zumindest nicht in Deutschland), dass die Gesellschaft eine größer werdende Anzahl dieser Personen hervorbringt. Was an dieser Stelle entweder fehlt, oder zumindest mir nicht klar wird, ist die Message dabei: Soll ich nur darauf hingewiesen werden, dass dieser Umstand existiert? Möchte die Autorin sich keine eigene Meinung wie dies veränderbar sein könnte erlauben? Oder ist auch hier der Unterschied zur japanischen Kultur zu groß, als dass ich den Sinn dahinter nur nicht richtig greifen kann?