Poetisch und selbstbestimmt

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Ute Lemper ist nicht unbedingt ein deutscher Star. International gefeiert, eckte sie in Deutschland politisch an, weil sie als Westdeutsche Brecht und Weill sang. Auch biderte sie sich nicht bei den Medien an, breitete ihr Privatleben nicht aus. So etwas verschafft einem Künstler nicht unbedingt viele Freunde.

Am 4. Juli 2023 wird Ute Lemper sechzig Jahre alt. Ein guter Zeitpunkt, um mit sich selbst in Dialog zu treten. Denn mit dreißig jahren hat sie schon einmal eine Autobiographie verfasst, der in ihrer zweiten über kurze und lange Passagen zitiert wird. Damals, 1993, war sie gerade mit ihrem ersten Kind schwanger und tippte ihre Erinnerungen auf einer Schreibmaschine. Diese Texte sind entsprechend mit einer Schreibmaschinenschrift gesetzt. Im neuen Text kommentiert Lemper, ergänzt die Ereignisse seit 1993, reflektiert, revidiert, schwächt ab.

Mit insgesamt vier Kindern sieht sie das Leben nun anders. Auch die vielen anderen Erfahrungen und das Alter selbst verändern die Perspektive. Doch an ihrer poetischen Art zu schreiben hat sich nichts verändert. Höhen und Tiefen im Leben wechseln einander ab. Doch das Schöne überwiegt. Das ist keine Feststellung, sondern eine Entscheidung.

Neben dem bereits beeindruckenden Schreibstil und Inhalt ist das Buch auch wunderbar gestaltet. Das Layout ist einladend, die Bilder gut ausgewählt und ästhetisch zusammengestellt. Im Epilog lässt Ute Lemper ihre Tochter Stella zu Wort kommen und verweist schließlich auf ihr neues Album "Time Traveler".

Fazit: Ein rundum ästhetisches Buch, das sich wunderbar liest und zuweilen zum Nachdenken animiert, entweder über das eigene Leben oder das von Ute Lemper. Die Lektüre empfehle ich gern.