Boden, Stepahn - Digger Hamburg

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estha Avatar

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Auf diese ungewöhnliche Geschichte war ich gespannt. Auch wenn das Segeln nicht explizit zu meinen Interessengebieten gehört, so lese ich doch sehr gerne biographische Geschichten. In diesem Fall von Stephan Boden, einer der wenigen, die es wagen auszusteigen.

Zunächst möchte die Gestaltung des Buchs erwähnen, denn die ist auf jeden Fall erwähnenswert. Ansprechender Buchumschlag mit einem Segelboot als Bild und sich samtig anfühlenden Umschlagpapier, das edel aussieht. Im Buch selbst gibt es zahlreiche Bilder von hervorragender Qualität. Ganz besonders die Naturphotos haben es mir angetan: endloses Wasser, tiefer Himmel in prächtigen Farben. Eine absolut gelungene Ausstattung.

Der Autor berichtet dem Leser aus welchen Gründen er sich dazu entschlossen hat, diese Reise mit seinem kleinen Segelboot anzutreten. Was hat dazu geführt, dass er seinen Alltag für eine unbestimmte Zeit verlassen hat, und zu einer fast schon spontanen Reise aufgebrochen ist.
Seine Gedanken zu dem "überfüllten" Alltag sowohl im materiellen als auch im sozialen Sinne waren sehr bewegend. Ich kann mir vorstellen, dass einige Leser sich mit manchen Punkten dieser Überlegungen identifizieren können. Auf jeden Fall stimmen diese Berichte einen nachdenklich.
Diese autobiographische Geschichte wird aus Ich-Perspektive erzählt, was die emotionale Seite des Geschehens dem Leser noch näher bringt.

Zum anderen Teil des Buchs gehören Blog-Einträge, die Ausführungen über die Boote, Segeln, Wetterbedingungen, technische Details, die zwar nicht jeden Leser gleich interessieren würden, sind jedoch aus dem Gesamtkonzept des Buchs nicht wegzudenken, denn die runden die Geschichte der Reise ab. Mich hat ganz besonders die menschliche Seite des außergewöhnlichen Berichts beeindruckt: ein Mann, eine Frau und ein Hund auf einem kleinen Segelboot weit entfernt von dem pulsierendem lauten Leben der Großstädte, in der Stille der Natur, in der Einsamkeit und Weite des Meeres. An einer Stelle erwähnt Stephan Boden, dass er sich tiefentspannt fühlte, was ich sehr gut nachvollziehen konnte. Den Unterschied zu dem Alltag spürt man um so mehr, als man einen Auszug aus dem Blogeintrag der letzten Tage der Reise liest:

"Wieder zu Hause. Schlimm. Hamburger Hauptbahnhof war die Hölle. An einem Freitagnachmittag... Aus der vollkommenen Natur und Ruhe in das Epizentrum eines lauten, lärmenden, stinkenden und hässlichen Monsters. Na, danke auch."

Alles in allem ein ausgefallener und gut zu lesender Bericht nicht nur für Segelfreunde und Reiseliebenden. Auch wenn ich als Laie die technische Details mehr oder weniger überflog, fand ich die sehr persönliche Einblicke in die Gedankenwelt des Autors interessant.