Digger Hamburg

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lunamonique Avatar

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„Downsizing“ bedeutet Freiheit. Jeder findet das auf seine Art heraus. Ein Boot hat Stephan Boden überzeugt, unnötigen Ballast abzuwerfen und einen Segeltörn ganz besonderer Art zu erleben. „Die kleine Varianta war simpel, ganz einfach gebaut, gut zu durchschauen – und passte perfekt in mein neues Lebenskonzept mit weniger Baustellen.“ Die Varianta 18, Digger genannt, ist das Zuhause für die nächsten vier Monate. Freundin Kathleen und Hund Polly sind beim Abenteuer dabei. Für Kathleen ist es der erste Segeltörn. Keine einfache Herausforderung. Das Wetter hat so einige Überraschungen parat.

Der Anfang zaubert das erste Schmunzeln auf die Lippen. Die Daten von Digger im Vergleich zu Stephan. Beide verfügen über eine Antirutschbeschichtung. Eine Karte mit origineller Zettelbeschriftung lädt zum Mitreisen ein. Für extra Spaß sorgen die Fotos mit Jack-Russel-Terrier Polly. Eine Wasserratte wie Stephan und Kathleen. Wenn der Steg zu hoch ist, „fliegt“ sie schon mal an Land. Ab und zu darf sie auch den Kurs bestimmen. Mein absolutes Lieblingsfoto ist auf Seite 208 abgebildet. Es zeigt Stephan mit Fernglas und Polly, wie sie beide vom Land sehnsüchtig in die Ferne schauen. Super süß! Die Reisefotos und Blogeinträge bringen die Leser ganz nah ans Erlebte. Der perfekte Sommersegeltag in Zutatenform, Polly beim Nudelessen, Stephan im Fußballfieber und mit seiner Freundin beim Sprung ins Wasser, die Brötchentüte mit Digger drauf. Es sind die vielen Details und kleinen Weisheiten, die dieses Buch zu einem Lesevergnügen machen. „ Der Begriff „müssen“ existiert nicht mehr. Wir müssen gar nix. Wir wollen, können, dürfen oder möchten. Unsere Hauptbeschäftigung ist die Nahrungsbeschaffung. Und ab und zu – auf dem Wasser – mal darüber nachzudenken, wohin wir heute eigentlich segeln.“ „Digger Hamburg – Kleiner segeln, größer leben“ beinhaltet eine einfache, aber überzeugende Botschaft. Weniger ist mehr. Das wird an so manch einer Begegnung deutlich. Stephan Boden erzählt in unterhaltsamer, humorvoller Sprache von einem Segeltörn, der am besten ohne Plan funktioniert. Wettervorhersagen sind das Thema. Auf sie kann man sich in den wenigsten Fällen verlassen. Wer es dennoch tut, kann sich die Haare raufen und so gut wie möglich aus einer gefährlichen Situation befreien. Einziges Manko an diesem Buch, wer sich mit Begriffen aus der Segelsprache nicht auskennt, hat ein bisschen das Nachsehen. Trotzdem sollten auch Nichtsegler „Digger Hamburg“ zur Hand nehmen. Es lässt sich das ein oder andere fürs eigene Leben lernen. Von einem Abenteuer, egal ob groß oder klein, eine Woche oder vier Monate, Segeltörn oder Fahrradreise, Afrika oder Ostsee, träumt doch jeder.

Auf dem Cover sitzt Polly auf dem Segelboot Digger und schaut hoch zum Steg. Es gibt am Ende des Buches ein weiteres Foto, was Polly auf dem Steg und das Boot Digger ohne Besatzung zeigt. Trauriger Abschied von einer ungewöhnlichen Reise. Das Cover fühlt sich etwas ungewohnt und seltsam an. Es hat eine andere Beschichtung, so ein bisschen gummiartig. Obwohl nur in Schwarz-Weiß wirkt das Cover ansprechend. Das liegt eindeutig an Polly und der Aufnahme von oben und schräg. Eine Packliste am Ende der Geschichte gibt einen aufschlussreichen Einblick ins Seglerleben. Insgesamt ein sehr informatives, unterhaltsames Buch. Ein paar Lacher sind garantiert. Toller Spruch für die Mailbox, wenn man gerade auf einer längeren Reise ist: "Bitte ruft woanders an."