Reich bebildertes Ostseeabenteuer.

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phoenix84 Avatar

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In dem Buch „ Kleiner segeln, größer leben.“ von Stephan Boden geht es um die Reise eben jenen Mannes, der von dem Berufsalltag und dem mit Stress & Sinnlosigkeiten künstlich aufgefüllten Leben – wie beispielsweise dem ganzen eigentlich banalen Technikkram: immer mehr, immer größer, immer teurer – entfliehen möchte. Mit an Bord soll seine Crew : seine Freundin Kathleen ( die noch niemals zuvor gesegelt ist : Hut ab! ) und der Hund Polly. Aus einer ziemlich spontanen und meiner Meinung nach mutigen Entscheidung kauft er sich ein kleines Segelboot, eine Varianta 18, und möchte damit die Ostsee erkunden, immer weiter hinauf Richtung Schweden und Norwegen. Wie sich herausstellt mit diesem kleinen Boot und dem miesen Sommer 2012 ein gewagtes Unterfangen, welches auch dann vordergründig scheitert. Nur vordergründig, da mit dem Scheitern ein neuer Gewinn kommt: ohne ein konkretes planbares Ziel vor Augen, tritt endlich die Entspannung, das sich treiben lassen und die kleinen Schätze des Lebens für sich entdecken, ein. Am Ende steht fest, dass es nur eine Lösung gibt : so schnell wie möglich wieder rauf aufs Boot und los segeln!

Das Buch ist wie eine Art modernes Tagebuch aufgemacht: zwischen dem eigentlichen Text tummeln sich Blogeinträge, Fotos und für Besitzer eines Smartphones scanbare Codes, hinter denen sich Extras wie Videos verbergen. Insgesamt finde ich diese Aufmachung sehr charmant und lebhaft gestaltet. Jedoch erschloss sich mir als nicht segelnder Mensch das Sammelsurium an Fachausdrücken rund um eben jenes Thema eher weniger. Ich persönlich hätte ein Glossar dankend in Kauf genommen. Die erste Hälfte liest sich mitunter etwas zäh, gleich dem verregneten und unberechenbaren Sommer ., der dem Autor immer wieder in die Suppe spuckt. Ich merkte deutlich, dass der Stil sehr viel lockerer wurde, nachdem der Segeltörn die unbekannte Wende hin zum „ ziellosen und entspannten“ Segeln genommen hatte. Downsizing at its best. Die eine oder andere Anekdote war dann doch sehr erheiternd, authentisch und weitaus weniger sachlich .
Insgesamt ein liebevoll gestaltetes Buch, welches im ersten Teil demjenigen, der vom Segeln nicht viel versteht, jedoch seltsam fern bleibt . Die Lektüre ist wohl eher auf ein anders Zielpublikum zugeschnitten als mich. Interessant war es aber allemal und dürfte besonders den Seglern unter uns gut gefallen.