Ein kluges Buch
Mich hat dieses Buch sehr interessiert, da ich immer öfter bemerke, wie psychische Erkrankungen inflationär auftauchen und in Büchern und in den sozialen Medien wie eine Normalität behandelt werden. Die Soziologin Laura Wiesböck analysiert diesen Trend so treffend und das mit einer klaren Sprache. Wobei ich mich wirklich an der Gendersprache störe. Sie hemmt schlicht und ergreifend den Lesefluss. Wenn vier Wörter in Folge mit dem Doppelpunkt agieren, dann nervt es nur noch. Aber zurück zum Inhalt: die Autorin beleuchtet unter anderem die laxe Verwendung von Begriffen wie ‚toxisch‘, ‚Trauma‘ und ‚triggern‘. Sie werden aus dem therapeutischen und psychiatrischen Kontext in die Alltagssprache gebracht und verlieren dort ihre eigentliche Bedeutung. Hier findet eine Verwässerung statt. Psychische Krankheiten werden vermarktet, „normale“ psychische Verletzungen werden zu selbst getroffenen Diagnosen hochstilisiert. All dies schadet den wirklich psychisch Erkrankten. Die Autorin nimmt auch das Gesundheitssystem unter die Lupe, das immer mehr Eigenverantwortung auf das Individuum schiebt, denn man ist selbst für die Heilung und Gesundung zuständig. Ich bin der Meinung, dass die Autorin hier ein wirklich wichtiges Thema durchleuchtet hat und ihr Buch zum Nachdenken anregt. Dabei ist sie politisch fast schon überkorrekt unterwegs…mir war es an diesen Stellen zu viel. Dennoch ein empfehlenswertes Buch.