Ein Plädoyer an die Menschlichkeit

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Laura Wiesböck zeigt in DIGITALE DIAGNOSEN viele verschiedene Blickwinkel auf. Ist ein gewisses Grundgefühl von Melancholie und Weltschmerz als Depression wahrzunehmen, Schüchternheit oder Introversion als Sozialphobie gelabelt wird, Trauma als Synonym für unangenehme Erfahrungen verwendet wird oder man als hypersensibel gilt, wenn man vom Leid anderer berührt ist.

Angefangen von den Kindheitstagen, übers Erwachsenwerden bis hin zum Erwachsensein werden wir Situationen begegnen, die direkt oder indirekt Druck ausüben. Diese werden kritisch beleuchtet und analysiert.
„Und gerade in Zeiten unübersichtlich werdender Gesellschaften wäre es wichtig, das Prinzip der Kritik und des Hinterfragens hochzuhalten…“, so Laura Wiesböck.
Das Buch ist also darauf ausgelegt, seine eigene Meinung und Ansicht zu hinterfragen.

Kurzes Feedback zur Sprache und Lesefluss:
Die Sätze sind oft sehr verschachtelt und mit Fachbegriffen gespickt. So kam es vor, dass sich manche Sätze über acht Zeilen erstrecken.
Der Lesefluss war daher etwas gehemmt und entspanntes Lesen fiel mir schwer. Auch die Haltung der Autorin zu Kapitalismus und Feminismus kommt deutlich heraus.
Menschen mit psychischen Problemen könnten das Gefühl haben, dass deren Leid aberkannt und heruntergespielt wird. Es wird herausgestellt, dass das System krank ist und nicht wir Menschen.
Im Fazit des Buches stellt sich jedoch sehr schön heraus, dass der Mensch als Individuum anerkannt werden soll. Räume müssen geschaffen werden. Räume, um Schwächen zu zeigen. Räume, in denen unterschiedliche Ansichten und Empfindungen erlaubt sind. Räume, in denen gesehen und geschätzt wird.
Weg von Leistungsdruck und Konkurrenzdenken zurück zur Menschlichkeit.

Für mich sind es nur 3 Sterne, da der Grundsatz unseren „kaputten Systems“ nichts Neues ist und mir der Satzbau und die Schreibweise keinen angenehmen Lesegenuss boten.
Wenngleich man dem Buch aber auch einige gute Gedanken und Anreize zugestehen muss.