Eine spannende soziologische Gesamtbetrachtung digitaler Trends
Das schlichte, abstrakte und moderne Cover von „Digitale Diagnosen“ passt durch seine neutrale Gestaltung perfekt zum sachlichen und ausgewogenen Ton des Buches.
Inhaltlich befasst sich Laura Wiesböck mit den vielfältigen Auswirkungen digitaler Technologien auf unsere Gesellschaft und das menschliche Zusammenleben. Sie analysiert, wie digitale Kommunikations- und Informationskanäle soziale Beziehungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen verändern. Dabei gelingt es der Autorin, ihre Gedankengänge logisch und zusammenhängend zu formulieren – unterstützt durch eine fundierte Argumentationsstruktur und zahlreiche Quellenangaben. Trotz der Wissenschaftlichkeit bleibt das Buch verständlich, sodass auch Laien den Ausführungen gut folgen können.
Wiesböck nähert sich dem Thema mit einem klar soziologischen Blick und einer kapitalismuskritischen Perspektive und verknüpft wissenschaftliche Erkenntnisse mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Dabei legt sie den Finger in eine offene Wunde: Der Trend, immer mehr Verantwortung für die mentale Gesundheit auf das Individuum zu übertragen, während strukturelle Benachteiligungen und belastende Umstände weitestgehend unbeachtet bleiben und strukturelle Unterstützung in der Gesellschaft immer häufiger zu kurz kommt. Sie zeigt auf, wie das aktuelle Geschäfts- und Gesellschaftsmodell, insbesondere die Konzeption, Anreizsysteme und gewinnorientierten Algorithmen der Social-Media-Plattformen, psychische Belastungen verstärken und zu einer gefährlichen Abwärtsspirale für mentale Gesundheit führen können.
Trotz der zeitweilig dystopischen Tönung zielt Wiesböck nicht ausschließlich auf die negativen Aspekte der Digitalisierung ab und versucht insgesamt ein differenziertes Bild zu zeichnen. Nichtsdestotrotz liegt der Fokus teilweise aber schon sehr stark auf dem „bösen Kapitalismus“ als Sündenbock. Diese Betrachtungsweise ist natürlich absolut legitim, wirkt auf mich aber trotzdem ein wenig vereinfacht.
Insgesamt bietet „Digitale Diagnosen“ einen breit gefächerten soziologischen Blick auf die digitale Transformation und regt zu einer kritischen Auseinandersetzung im Bezug auf mentale Gesundheit an. Für Leserinnen und Leser, die nach einer soziologisch fundierten Gesamtbetrachtung der digitalen Transformation suchen, ist „Digitale Diagnosen“ eine den Horizont erweiternde Lektüre. Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, dass das Buch auch als Brücke für Psychologinnen und Psychologen dienen kann, um gesamtgesellschaftliche Aspekte in das eigene Verständnis von digitaler Mental Health einzubeziehen, da einige der im Buch angesprochenen Themen durchaus praktische Relevanz für den Umgang mit Patienten haben könnten.
4,5 von 5 Sternen.
Inhaltlich befasst sich Laura Wiesböck mit den vielfältigen Auswirkungen digitaler Technologien auf unsere Gesellschaft und das menschliche Zusammenleben. Sie analysiert, wie digitale Kommunikations- und Informationskanäle soziale Beziehungen, Wahrnehmungen und Verhaltensweisen verändern. Dabei gelingt es der Autorin, ihre Gedankengänge logisch und zusammenhängend zu formulieren – unterstützt durch eine fundierte Argumentationsstruktur und zahlreiche Quellenangaben. Trotz der Wissenschaftlichkeit bleibt das Buch verständlich, sodass auch Laien den Ausführungen gut folgen können.
Wiesböck nähert sich dem Thema mit einem klar soziologischen Blick und einer kapitalismuskritischen Perspektive und verknüpft wissenschaftliche Erkenntnisse mit gesellschaftspolitischen Fragestellungen. Dabei legt sie den Finger in eine offene Wunde: Der Trend, immer mehr Verantwortung für die mentale Gesundheit auf das Individuum zu übertragen, während strukturelle Benachteiligungen und belastende Umstände weitestgehend unbeachtet bleiben und strukturelle Unterstützung in der Gesellschaft immer häufiger zu kurz kommt. Sie zeigt auf, wie das aktuelle Geschäfts- und Gesellschaftsmodell, insbesondere die Konzeption, Anreizsysteme und gewinnorientierten Algorithmen der Social-Media-Plattformen, psychische Belastungen verstärken und zu einer gefährlichen Abwärtsspirale für mentale Gesundheit führen können.
Trotz der zeitweilig dystopischen Tönung zielt Wiesböck nicht ausschließlich auf die negativen Aspekte der Digitalisierung ab und versucht insgesamt ein differenziertes Bild zu zeichnen. Nichtsdestotrotz liegt der Fokus teilweise aber schon sehr stark auf dem „bösen Kapitalismus“ als Sündenbock. Diese Betrachtungsweise ist natürlich absolut legitim, wirkt auf mich aber trotzdem ein wenig vereinfacht.
Insgesamt bietet „Digitale Diagnosen“ einen breit gefächerten soziologischen Blick auf die digitale Transformation und regt zu einer kritischen Auseinandersetzung im Bezug auf mentale Gesundheit an. Für Leserinnen und Leser, die nach einer soziologisch fundierten Gesamtbetrachtung der digitalen Transformation suchen, ist „Digitale Diagnosen“ eine den Horizont erweiternde Lektüre. Darüber hinaus kann ich mir gut vorstellen, dass das Buch auch als Brücke für Psychologinnen und Psychologen dienen kann, um gesamtgesellschaftliche Aspekte in das eigene Verständnis von digitaler Mental Health einzubeziehen, da einige der im Buch angesprochenen Themen durchaus praktische Relevanz für den Umgang mit Patienten haben könnten.
4,5 von 5 Sternen.