Sachbuch für alle, die sonst keine Sachbücher lesen

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Wer mich gut kennt, hat sicher schon einmal einen rant von mir darüber abbekommen, wie sehr es mir auf den Keks geht, dass heutzutage jede/r von unangenehmen Alltagssituationen "traumatisiert" ist und "getriggert" wird und einem diese Bagatellisierungen im Sprachgebrauch meiner Generation tagtäglich um die Ohren fliegen. Die meisten von uns reflektieren nicht, was hinter diesen Worten eigentlich steckt - aus Gründen, die in diesem Text klar werden.

Die Soziologin Laura Wiesböck warnt nicht nur davor, wie ein falscher Gebrauch von Fachjargon psychische Erkrankungen verharmlosen kann, sondern geht intensiv darauf ein, wie wir durch intransparente Algorithmen darauf getrimmt werden, so ein Verhalten zu entwickeln.
Alles auf Social Media muss vereinfacht und knapp dargestellt werden, damit wir nicht weiterscrollen - davon nehme ich mich nicht aus.
Genau deswegen hat mich dieses nicht einmal 200 Seiten lange Büchlein auch so gepackt.
Immer wieder musste ich mir selbst als Betroffene an die Nase fassen.

Die Autorin hat mich schmerzlich an meine Jugend auf tumblr erinnert, wo junge Menschen in seelischen Notlagen Zuflucht suchten und dabei aber einem toxischen (ja, ich meins so) Umfeld zwischen dem Wunsch nach Gemeinschaft und aktivem Befeuern von ungesundem Verhalten ausgesetzt waren und vermutlich noch sind.
TikTok, Instagram etc. bewegen sich zwischen der Romantisierung von mental illness ("Sad Girl Culture") und einem Mix aus neoliberaler Obsession mit lebenslanger Heilung und postkolonialistisch geprägter Spiritualität.

Eine Caption reicht bei weitem nicht aus, alles über dieses Buch zu sagen, was ich zu sagen habe, denn es steckt so viel wichtiges drin. Wohl noch nie habe ich so viel unterstrichen und beim Lesen vor mich her genickt.