Spannendes Werk digitaler Zeitgeschichte

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Digitale Diagnosen stellt eine fundierte Untersuchung der gesellschaftlichen Auswirkungen digitaler Technologien dar und verbindet soziologische Analyse mit praxisnahen Fallstudien. Die Autorin beleuchtet eine breite Palette an Themen von algorithmischer Diskriminierung über die Privatisierung von Gesundheitsdaten bis hin zur digitalen Spaltung. Besonders hervorzuheben ist die konkrete Auseinandersetzung mit den Fallbeispielen, die vor allen mit relevanten Zahlen und anschaulichen Geschichten untermauert werden. Wiesböck gelingt es, abstrakte Konzepte durch greifbare Beispiele aus dem Alltag sowie aus aktuellen wissenschaftlichen Studien anschaulich zu vermitteln. Das macht das Buch nicht nur für ein akademisches Publikum interessant, sondern auch für eine breitere Leserschaft zugänglich.

Besonders positiv hervorzuheben ist die differenzierte Betrachtung der Risiken und Chancen digitaler Entwicklungen, die weder in eine technikfeindliche Alarmrhetorik noch in eine unkritische Fortschrittseuphorie verfällt. Durch die detaillierte Analyse verschiedener Aktionen und Mechanismen vermittelt Wiesböck ein nuanciertes Bild digitaler Transformation.

Einen Kritikpunkt möchte ich dennoch anbringen: Gerade nach der fundierten Argumentation hätte ein pointierteres Fazit den wissenschaftlichen Wert des Buches weiter erhöht. Stattdessen wirkte das Ende etwas aufgewaschen und spiegelt nicht die Qualität der vorherigen Kapitel wider. Nichtsdestotrotz handelt es sich hierbei um ein spannendes Werk digitaler Zeitgeschichte.