Noch ein Templer-Roman

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Optisch erinnert das „Dogma“ von Raymond Khoury (mich) an die Romanausgaben von Thomas Gifford. Der schwamm auf der Welle der Romane um Verschwörung und Kirche, um Geheimnisse und Geheimbünde mit. In diese Rubrik fällt auch „Dogma“. Es ist ein Roman, der im Vatikan einen seiner Anfänge nimmt. Ob es eine lohnende Geschichte dieses Genres ist, dazu nun wie üblich Stück für Stück mehr.

 

 

Inhaltsverzeichnis:

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1. Der Autor: Raymond Khoury

2. Ort und Zeit der Handlung           

3. Hauptfiguren

\*\*\*a) Reilly

\*\*\*b) Tess

\*\*\*c) Zahed

\*\*\*d) Conrad

4. Die Geschichte

5. Themen

\*\*\*a) Templer

\*\*\*b) Kampf der Kulturen

\*\*\*c Rache

6. Erzählweise

7. Zielgruppe

8. Daten zum Buch

9. Pro & Contra

10. Fazit

 

 

1. Der Autor: Raymond Khoury

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Scriptum hieß Khourys Erstlingsroman, der direkt zu einem großen Erfolg wurde. Wie schon angedeutet – mit seiner Thematik schloss er sich dem Genre von Bestsellerautor Dan Brown (Sakrileg, Illuminati) an.

Khoury stammt aus Libanon. Während des Bürgerkrieges zog seine Familie 1975 nach New York. Doch das war nur vorläufig. Denn zum Architektur-Studium kehrte er in den Libanon zurück. Danach arbeitete Khoury als Kinderbuchautor. 1984 verließ er erneut aufgrund eines Bürgerkrieges seine Heimat, wurde Investmentbanker in London. Auf einer Dienstreise lernte Khoury einen Wallstreet-Banker mit Kontakten ins Filmgeschäft kennen, arbeitete als Drehbuchautor.

Dogma ist Khourys vierter Roman.

 

 

2. Ort und Zeit der Handlung

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Die Geschichte spielt in mehreren Zeiten und an mehreren Orten. Da wäre zunächst der Auftakt, der im Konstantinopel des Jahres 1203 verortet ist.

Istanbul, wie die Stadt seit 1930 heißt, ist dann auch der Schauplatz eines weiteren Kapitels – das dann aber in der Gegenwart spielt. Doch dann wechselt die Erzählung für eine kurze Weile in den Vatikan, ebenfalls in der heutigen Zeit. Doch die Türkei wird in Vergangenheit und Gegenwart auch in der Folge wieder ein wesentlicher Ort der Handlung.

Die Zeit- und Ortswechselt sind von Khoury klar markiert. Man kann den Wechseln daher gut folgen.

 

 

3. Die Hauptfiguren

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\*\*\*a) Sean Reilly

Der FBI Mann ist eine der ganz zentralen Figuren der Geschichte. Leser von Scriptum kennen ihn (und Tess) schon. Tess, Reillys Freundin, ist auch der Grund, warum er sich als Privatmann in den Vatikan begibt – denn Tess wurde entführt, Reilly wird erpresst.

In der Folgezeit begibt er sich auf eine Art Schatzsuche. Sean Reilly ist dabei ganz klar „der Gute“, vielleicht ein etwas zu gut gezeichneter Held. Obwohl es ihm schnell gelingt, Tess zu befreien, will er den Entführer stellen.

 

\*\*\*b) Tess

Tess ist aus meiner Sicht noch eher als Reilly eine plastische Figur: Sie ist Archäologin, ist aber auch Buchautorin, recherchiert und schreibt über die Templer.

Sie ist trotz der Gefahr, in der sie schon der Vergangenheit (in der Scriptum Geschichte) steckte und jetzt wieder steckt, recht mutig und stark, ohne aber den Kopf zu verlieren.

 

\*\*\*c) Zahed           

Zahed ist der skrupellos Böse in der Geschichte. Das Schlechte bei ihm wird in der Geschichte ganz deutlich, er mordet zunächst scheinbar grundlos und kaltblütig. Und er scheint auch recht klar und ohne Kompromisse einen Feldzug gegen das Christentum zu planen. Denn er ist auf der Suche nach einem Schatz, der die Grundfesten der Christenheit zum Einsturz bringen könnte. Andererseits scheint er auch selber Opfer geworden zu sein, 1988, als er noch Teenager war und seine Familie (durch die Schuld der Amerikaner) ausgelöscht wurde. Die Frage, ob und in wie weit Zaheds grausames Handeln also logisch begründet ist, ist einer der Reize der Geschichte.

 

\*\*\*d) Conrad

Conrad ist eine Figur aus einer anderen Zeit. Während Reilly, Tess und Zahed in unserer Gegenwart leben, ist Conrad ein Templer des 14. Jahrhunderts. Er ist einer der letzten seiner Art, hat eine Hand verloren, hat es als Händler zu einigem Wohlstand gebracht. Als ihm Templerschwerter angeboten werden, wähnt er einen anderen Schatz zu finden, genau den, hinter dem auch Zahed Jahrhunderte später hinterher ist.

Teilweise wirkt Conrad etwas (geld-)gierig, doch mit der Zeit ist er mir sympathischer geworden, vielleicht auch, weil er auf eigene Faust dem Schatz auf die Spur geht und sich in allergrößte Gefahr begibt.

 

 

4. Die Geschichte

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Mehrere Tempelritter haben eine heikle Aufgabe: Sie sollen einen Schatz aus dem belagerten Konstantinopel heraus schmuggeln. Das gelingt – mit Mühe. Doch einer von ihnen ist schwer verletzt. Daher sind die Templer froh, als sie auf ein Einsiedlerkloster stoßen und dort Unterschlupf finden. Doch der sichere Halt entpuppt sich zur Falle, die Mönche zu Mördern. Was für ein Schatz war es wert, dass Kirchenmänner Templer-Ritter-töten? Die Frage bleibt zunächst unbeantwortet.

Auch der zweite Schritt ist mörderisch: Ein iranischer Professor in Istanbul ist auf alte Schriften gestoßen. Er erhält überraschenden wie brutalen Besuch. Zahed hat die Familie des Mannes gekidnapt. Und wie sich bald heraus stellt, ermordet er auch den Professor und schlüpft in dessen Rolle.

Zwei Monate später im Vatikan – Reilly bittet, in die Vatikanischen Archive zu dürfen, gibt vor, harmlose Dokumente zu suchen. Doch tatsächlich will er Akten über die Templer, betäubt den Archivar. Der Grund: Tess, Reillys große Liebe, wurde entführt, er muss die Unterlagen beschaffen, damit sie frei kommt. Er weiß nicht, dass sein Begleiter, ein angeblicher iranischer Professor, in Wirklichkeit Zahed ist, ein brutaler Mensch, der Mann, der hinter Tess Entführung steckt. Als Reilly und der Iraner aus dem Vatikan fliehen, explodiert ein Auto – und Zahed lässt sein Maske fallen. Mit Mühe gelingt es Reilly, Tess ausfindig zu machen. Er steckt selber in der Klemme, da im Vatikan getäuscht, gelogen und sogar den Archivar außer Gefecht gesetzt hat. Doch er darf an den Nachforschungen teilnehmen.

Zahed flieht unterdessen – in die Türkei. Er ist auf den Spuren der Templer, auf den Spuren des Schatzes, wegen dem die Mänche die Templer vor Jahrhunderten töteten und der Schatz, hinter dem auch Conrad her war. Conrad, einer der letzten Templer, war durch Templer-Schwerter auf die Spur seiner längst verstorbenen Mitbrüder gekommen. Gemeinsam mit einem sehr finnigen Händler und einem Tross weiterer Männer wollte er das Einsiedlerkloster finden. Es gelingt ihm, er schafft es auch, den Schatz zurück zu erhalten, ein Schatz, der den Mönchen überaus gefährlich erscheint, sie bringen sich um. Und auch Conrad und zwei weitere Templer geraten in Lebensgefahr. Der Händler, der grade noch ihr Begleiter war, wähnt Wertvolles in den Händen von Conrad – er und seine Männer töten Conrads Begleitet, nähen Conrad in ein Pferdekadaver ein – mit dem Willen, dass er bei lebendigem Leibe von Geiern gefressen werde. Doch die Tochter des Händlers hatte schon lange ein Auge auf Conrad geworfen, sie befreit ihn, gemeinsam erobern sie den Schatz zurück.

Zahed findet die Spuren von Conrad, doch in dem Grab, auf dem sein Name steht, stecken nur die beiden Mitreisenden des Templers. Reilly, Tess und eine Gruppe türkischer Ermittler verfolgen Zahed. Doch der bringt fast alle von ihnen um, entführt Tess erneut.

 

 

5. Themen

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\*\*\*a) Templer

Ich sage es ehrlich: Ganz genau wusste ich vor dem Leser von „Dogma“ nicht, wer die Templer waren. Es handelte sich um eine Mischung aus Rittern und Mänchen, also zweier bis dahin getrennter Stände. Sie bildeten eine Art militärische Eliteeinheit während der Kreuzzüge. Anfang des 14. Jahrhunderts wurden sie aufgelöst. Man warf dem Orden unter anderem Ketzerei und Sodomie vor.

Wenn man etwas von Templern hört, dann ist das häufig mit irgendwelchen Mythen verbunden, dem vom Heiligen Gral beispielsweise. Sie sind geheimnisumwittert. Genau das ist auch etwas, was Khoury in Dogma nutzt.

 

\*\*\*b) Kampf der Kulturen

Der Kampf der Kulturen bzw. Kampf der Religionen war mal mehr, mal weniger präsent. In der Zeit, in der die Geschichte beginnt, im 13. Jahrhundert, ging es unter anderem um die Kreuzzüge der Christen, die sich gegen die Muslime richteten. Auch heute gibt es immer wieder religiös motivierte Konflikte. Diese könnten theoretisch dadurch angeheizt werden, wenn die Grundlagen einer Religion in ihren Grundfesten erschüttert werden. Genau darum geht es auch in Dogma, dass die Basis des Christentums in Frage steht, dass alte Schriften auftauchen, die die Bibelgeschichte, die uns vertraut ist, in Frage stellt.

 

\*\*\*c) Rache

Bei Zahed ist neben dem Willen, ein religiöses Erdbeben auszulösen, auch ein Grund für seine Taten. Ein weiterer ist aber, Rache zu nehmen – für den Tod seiner Familie.

 

 

6. Erzählweise

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Wie schon erwähnt, wechselt Khoury im Laufe der Geschichte Zeiten und Orte. Und er wechselt auch zwischen den Figuren hin und her. Es sind zwar im wesentlichen Reilly/Tess und Zahid, die im Zentrum stehen. Doch es werden auch Conrad und andere kapitelweise in den Fokus gerückt. Das Gute dabei ist aber: Khoury schafft es dennoch, den Sog der Geschichte aufrecht zu erhalten, weil die Charaktere und die Geschichte ihren Reiz haben und die Leser fesseln.

 

 

7. Zielgruppe

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Grundsätzlich und in erster Linie ist „Dogma“ etwas für Leute, die Romane im Stile eines Dan Brown oder Thomas Gifford mögen, Geschichten, in denen es um religiöse Geheimnisse, um Geheimbünde, um Schatzsuchen geht. Allerdings werden vielleicht ganz kritische Geister sagen, dass Khoury nicht hundertprozentig an Sakrileg oder Illuminati  heran reicht. 

Was Alter und Geschlecht der möglichen Leser angeht, würde ich keine Einschränkungen machen. Allerdings sollten mögliche Leser sich auf die bereits erwähnten vielen Wechsel in Ort und Zeit einlassen können und wollen.

 

 

8. Daten zum Buch:

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Raymond Khoury – Dogma

Taschenbuch: 560 Seiten

Verlag: rororo; Auflage:, Taschenbuch

ISBN-10: 349925638X,  ISBN-13: 978-3499256387

Zur Ausgabe habe ich noch eine Anmerkung: Das rote Cover erinnert (mich) sehr stark an Thomas Gifford (Assassini/Aquila). Ich vermute Absicht dahinter, vermute, dass auch Leser dieser Romane gelockt werden sollen. Ich persönlich finde etwas eigenes, ein unabhängiges Cover aber reizvoller.

 

 

 

9. Pro & Contra

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Pro:

- lässt sich gut weg lesen

- interessante Figuren

 

Contra

- die Figuren sind vielleicht etwas oberflächlich

 

 

 

10. Fazit:

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„Dogma“ ist der Folgeroman zu „Scriptum“, dem Khoury Bestseller. Ich persönlich wusste das zunächst nicht, habe es im Laufe der Geschichte festgestellt. Man muss nicht zwingend Scriptum gelesen haben, um mit Dogma klar zu kommen. Dennoch: Wahrscheinlich ist es hilfreicher und besser, wenn man die Vorgeschichte wirklich kennt und so weiß, was sich bei dem ersten Abenteuer von Reilly und Tess getan hat und wie sich auch die Geschichte der beiden miteinander entwickelt hat.

Dogma selber war für mich ein durchaus spannender, kurzweiliger Roman. Normalerweise mag ich es nicht so, wenn zwischen zu vielen Zeiten und Figuren gewechselt wird. Bei Dogma hat mich das weniger gestört, weil grundsätzlich die Figuren und die Geschichte durchweg ihren Reiz haben. Allerdings bleiben die Figuren ein wenig an der Oberfläche – man erfährt nicht viel über ihren Charakter, über ihre Vorgeschichte, etc. Das fehlt mir ein wenig.

Dennoch: Grundsätzlich startet Khoury mit seinen Lesern eine interessante Schatzsuche auf den Spuren der Templer. Ich kann diesen Roman daher gerne weiter empfehlen mit guten vier Sternen.