Ein Ende und ein Anfang

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missdejavu Avatar

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Der neue Jugendroman „Dornenherz“ von Jutta Wilke handelt von der 16-jährigen Anna, die schwer mit dem Tod ihrer Schwester vor einem Jahr zu kämpfen hat.
Durch fadenscheinige Umstände gibt sich die Jugendliche selbst die Schuld am Tod von Ruth und versucht dadurch für ihre Familie und Ruths ehemaligen Freund Leon - sowohl äußerlich als auch charakterlich - ein Ersatz zu sein.
Das Blatt, oder in diesem Fall wohl der triste und kalte Alltag von Anna, ändert sich, als sie schließlich auf einem Friedhof einer Katze folgt, welche sie zu einer alten Engelsstatue inmitten eines Beetes aus Rosen führt.
Dort lernt sie nicht nur ihre Liebe für das Zeichnen neu kennen, sondern auch den ungewöhnlichen Student Phil.

Neben der Hauptgeschichte des Buches wechselt die Erzählung immer wieder zu dem Leben der jungen Johanna im Jahr 1882/1883, die durch viele Parallelen und letztendlich die Engelsstatue stark mit der Geschichte von Anna verknüpft ist.

Die Charaktere in dem Roman wirken auf mich teilweise etwas flach und unfertig. So erfährt man zwar das ein oder andere über Anna, aber für meinen Geschmack nicht genug.
Phil bleibt bis zum Ende der mysteriöse und ungewöhnliche schwarzhaarige Liebhaber, was ihn für den Leser undurchsichtig und nicht greifbar macht. Ob das von der Autorin gewollt ist, oder nicht, bleibt fraglich, für mich jedoch ist es eher ein negativer Aspekt als ein Pluspunkt.
Die Charakterentwicklung von Anna selbst scheint mir an manchen Stellen etwas unrealistisch und überspitzt. So ist die Trauer nach einem ganzen Jahr immer noch exakt so wie am ersten Tag, doch dann wird es innerhalb weniger Tage und scheinbar nur durch ihre Liebe zu Phil ganz anders.

Die einzelnen, teils in der Luft hängenden Fäden der Geschichte - wie die nicht ganz klare Verknüpfung der beiden zeitlich differierenden Liebesgeschichten - sowie das offen gehaltene Ende in Bezug auf die Beziehung zwischen Anna und Phil stört mich persönlich nicht, ist aber sicherlich nicht Jedermann Geschmack!

Die Idee der Geschichte, sowie die Thematik und der Schreibstil sind der Autorin dennoch hervorragend gelungen.
Allerdings hätte man das Ganze etwas ausführen können bzw. sollen, denn gut zweihundert Seiten reichen meiner Meinung nach einfach nicht aus für einen so großen und tiefgreifenden Inhalt!

Das Cover ist sehr ansprechend, lässt allerdings die Frage entstehen, ob das Ganze nun doch nur ein Jugendroman ist oder auch Fantasy und Magie beinhaltet.

Einen kleinen Pluspunkt gibt es von mir außerdem für die gut ausgesuchten Rosengedichte zu Beginn fast jedes Kapitels.

Alles in allem ist es ein interessanter Roman, der leider viel Potenzial verschenkt und bei welchem man nicht vergessen darf, dass die Zielgruppe Jugendliche sind.