Die Früchte der Erde

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Vor vierzehn Jahren hat Bill Buford in seinem Roman „Hitze“ die italienischen Geheimnisse rund um Pasta und Co. ergründet. Lange hat sich der amerikanische Literaturredakteur des „New Yorkers“ nun Zeit gelassen, um in Lyon die Grundlagen der französischen Spitzenküche zu erforschen und nun in „Dreck“ gewohnt selbstironisch, detailreich und süffisant darüber zu berichten. Natürlich darf hier der obligatorische Schlagabtausch zwischen der Küche der beiden Länder nicht fehlen.

Buford packt seine Frau und Weinexpertin Jessica samt den kleinen Zwillingen ein und nach einer turbulenten Anfangszeit nimmt ihr Leben in Lyon (der kulinarischen Hauptstadt Frankreichs und Heimat des großen Paul Bocuse) für fünf Jahre ihren Lauf – neben den familiären Einlagen rund um das Vatersein spielen die Erfahrungen und strikten Regeln in der französischen Küche die größte Rolle. Akribisch werden Erbsen geschält, die Zutaten einer Ratatouille einzeln zubereitet, von den komplizierten Fischgerichten, sautierten Muscheln und den hysterisch-cholerischen Küchenchefs ganz zu schweigen. Hier wird beschimpft und so manch eine mit Küchentöpfen beworfen. Buford hat es nach anderen Etappen in die Küche des Traditionsrestaurants „La Mère Brazier“ geschafft. Doch hier wird er an so manchem Gericht wie Entenpastete oder einer Sauce scheitern und gemobbt werden – ein harter, rauer Arbeitsalltag, zumal Buford nur schlecht Französisch spricht.

Mitreißend, klug und bildreich schildert Buford auch die französische Stadt und ihre Menschen – allen voran seine Freundschaft zu Bob, dem charismatischen Bäcker der besten Boulangerie weit und breit, ist sehr warmherzig und berührend eingefangen. Bob wird Freund der Familie und von ihm erfährt er auch ein Geheimnis über sein exzellentes Brot: es kommt von dem bestimmten Weizenmehl aus einer Gegend mit vulkanartiger Erde – Erde bedeutet im Roman manchmal auch soviel wie Dreck und wurde zum Sinnbild des Titels und Bufords größter Erkenntnis am Ende des Romans: dass in Frankreich naturbelassene Lebensmittel eine große Rolle in der Küche spielen.

„Dreck“ ist nicht nur ein Buch über exquisites Kochen (und das akribische Schildern dessen), das so manches Geheimnis zum Nachkochen preisgibt. Es ist auch nicht nur ein Blick hinter Kulissen, die einem normalerweise verwehrt bleiben. Es ist auch eine humorvolle und zugleich bewegende Hommage an Frankreich und seine Menschen sowie Landschaften und an die Gemeinschaft. Packend, unterhaltsam, eloquent und klug beobachtend geschrieben.