auswegslos

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anne_kaffeekanne Avatar

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Hani, Kasih und Saya sind aus verschiedenen Ländern und Hintergründen mit ihren Familien nach Deutschland gekommen. In der Schule fühlen sie sich als Außenseiterinnen und werden Freundinnen.
Saya kämpft mit scheinbar unerschöpflicher Wut und teilweise auch Selbstgerechtigkeit gegen Diskriminierung und Rassismus, während Hani sich anpasst und lieber keinen Streit will. Kasih steht zwischen den beiden Extremen.

Das Buch beginnt mit einem Zeitungsartikel. Man weiß, dass etwas Schreckliches passiert ist und bekommt langsam, häppchenweise mehr Informationen von Kasih, die die Geschichte erzählt. Die Hintergründe sind unangenehm realistisch. Immer wieder wird sich auf die NSU bezogen, auf Ereignisse der jüngeren Geschichte, aber besonders Alltagserlebnisse. Kasih ist wütend, verletzt, überheblich, anklagend. Immer wieder spricht sie den/die Leser*in direkt an, unterstellt bestimmte Denkweisen. Außerdem ist sie eine unzuverlässige Erzählerin, hadert mit ihren eigenen Rolle, gibt zu, dass es andere Versionen und Sichtweisen ihrer Geschichte gibt.
Zudem werden Aussagen und Überzeugungen der Protagonistinnen immer wieder von den Protagonistinnen selbst karikiert. So ist Saya strikt gegen Rassismus, aber selbst schnell mit vorschnellen Urteilen dabei.
Das macht es sehr anstrengend zu lesen. Die Situation wird als aussichtslos und verfahren dargestellt. Alle sind rassistisch, diskriminierend, in Klischees verhaftet. Selbst diejenigen, die sich Mühe geben anders zu handeln und zu denken, richten nur Schaden an. Es gibt keinen Ausweg. Das macht die Lektüre etwas schwer auszuhalten. Man sehnt sich ja doch immer nach einem Hoffnungsschimmer oder einer Idee, wie man gegen Rassismus angehen kann.
Was aber sehr gut ist, ist die Beschreibung von Alltagsrassismus. Viele konkrete Erlebnisse der Protagonistinnen bleiben im Gedächtnis, berühren und rufen Verständnis hervor.
Insofern keine schöne Lektüre, aber doch ein wichtiges, vielschichtiges Buch, das auf Probleme beschreibt, ohne den Leser durch das Anbieten von Lösungen zu beruhigen. Ich würde 3,5 Sterne geben.