Toleranz geht anders

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khaleesi Avatar

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Shida Bazyar lässt in ihrem Werk „Drei Kameradinnen“ nur eine der drei Figuren als Icherzählerin zu Wort kommen. Nur aus der Perspektive von Kasih erfahren wir etwas.
Sie erzählt sprunghaft, spricht den Leser konkret an und ist dabei häufig sehr direkt und unhöflich. Auf diese Weise möchte sie kommunizieren und provozieren, denn sie und ihre Freundinnen fühlen sich trotz aller Angepasstheit nicht akzeptiert und willkommen. Die Ausländerfeindlichkeit, die die Frauen erlebt haben, schlägt dem Leser entgegen. Ihr Leben lang hat man ihnen ihr Schicksal angesehen und in die „Flüchtlingsschublade“ gesteckt. Das hat sie verbittert und nun scheinen sie dieses Bild zu spiegeln. So scheint hier keine Seite bereit zur Toleranz zu sein.
Der Anlass des Treffens ist eine Hochzeit. Der Prozess um Beate Zschäpe wird mit eingeflochten. Viele Gelegenheiten konkret zu werden, doch insgesamt bleibt es mir zu oberflächlich, die Provokation allein lässt Menschen nicht umdenken. Es wäre schön gewesen, wäre das Thema tiefgehender betrachtet worden. Um die Engstirnigkeit der Mitmenschen aufzuweichen, wird dieser Roman nicht ausreichen, aber er ist in seiner Drastigkeit vielleicht ein Anfang.