Schweinischer Kinderkrimi zum Quieken

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gürkchen Avatar

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Die Angst geht im Tierpark um, denn seit letzter Nacht fehlt von den Flamingos jede Spur. Emmy, Raul und Tristan sind die einzigen Tiere, die sich nachts frei auf dem Gelände bewegen können und die Raben bitten sie um Hilfe. Die drei Freunde könnten unterschiedlicher nicht sein, aber gemeinsam sind sie ein unschlagbares Team. Werden sie das Rätsel um die Flamingos auflösen können?

Im Hauptteil hatte ich etwas Sorge, dass die Handlung für die kleinen Leser möglicherweise eine etwas zu grobe Richtung einschlägt. Es wurden ausgerissene Federn gefunden und vermutet, dass Raubtiere sich an pinken Zoobewohnern vergriffen haben. Im Grunde natürlich der wahre Lauf der Natur, aber nicht unbedingt der favorisierte Plot von Eltern, die sich auf ein lustiges Abenteuer mit friedliebenden Wasserschweinen eingestellt haben. Diese Sorgen wurden im Laufe der Geschichte jedoch nicht bestätigt.

Die großflächigen Zeichnungen haben einen wichtigen Anteil im Kinderbuch. Die Weggefährten werden liebevoll und mit ausdrucksstarken Mienen zu Papier gebracht. Elefanten und Flamingos hat wahrscheinlich jedes Kind schon einmal live gesehen, aber bei Katzenpandas und Baumstachlern dienen die Bilder als hilfreiche Unterstützung für das Gelesene. Die Kapitel haben eine ideale Länge von durchschnittlich sieben Seiten, die in angenehmer Schriftgröße abgedruckt sind.

Besonders lobend erwähnen möchte ich die eingebauten Wortwitze á la „die Gestreiften“ für Zebras oder „die Aufrechtgehenden“ für Menschen sowie kluge Schweineweisheiten, die auch mir als erwachsenem Leser ein Schmunzeln ins Gesicht gezaubert haben. Nicht zu vergessen ist mein persönliches Highlight als Tristan ein Rap-Battle gegen die Waldrappe antrat.

In Vorbereitung auf die Buchbewertung habe ich mich selbst gefragt, ob „Die Wasserschweine wollen’s wissen“ als Gute-Nacht-Lektüre zu empfehlen ist, womit der erste Band der Reihe jedenfalls beworben wird. Ich komme zu keinem eindeutigen Ergebnis. Einerseits wird die Detektivarbeit von Emmy, Raul und Tristan sehr spannend erzählt, sodass an Schlaf streckenweise nicht zu denken ist, aber andererseits enden viele Kapitel auch damit, dass die Helden müde und erschöpft auf der Wiese in die Traumwelt gleiten, was eine gute Überleitung für die Zuhörer wäre. Man muss es wahrscheinlich einfach selbst probieren, ob das eigene Kind zügig zur Ruhe kommt.

Capybaras gehören wahrscheinlich eher nicht zu den Tieren im Zoo bei denen Kindern stundenlang vor dem Gehege verweilen möchten. Die Protagonisten sagen schließlich selbst, dass ihre liebsten Hobbys von der gemütlichen Sorte sind: schlafen, fressen und im Tümpel baden. Umso mehr freue ich mich, dass Matthäus Bär den possierlichen Nagetieren eine Bühne geschaffen hat und ihnen somit nach der Lektüre sicherlich mehr staunende Blicke und Bewunderung ihrer treuen Fans gesichert ist.