Dreimal im Leben

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In seinem aktuellen Roman „Dreimal im Leben“ erzählt Arturo Pérez-Reverte von der Sehnsucht zweier Liebender, die sich trotz gegenseitiger Zuneigung lediglich dreimal im Leben begegnen. Mecha Inzunza, begleitet von einem berühmten Komponisten und Max, der Eintänzer, lernen sich auf einem Ozeandampfer im Jahr 1928 kennen. Neben dem gewöhnlichen Interesse an dem teuren Schmuck der Frau zieht ihn auch diese selbst an. Mit dem Schmuck verschwindet auch Max aus Mechas Leben, bis zu einem zweiten ausschweifenden Treffen im Jahr 1938.
In zwei Strängen wird die Geschichte erstens bis zu der dritten und zweitens ab der dritten Begegnung erzählt. Die Zeitsprünge finden dabei innerhalb der Kapitel selbst statt, sind nicht als Solche gekennzeichnet und lassen den Leser erst im Laufe mehrerer Sätze oder einer halben Seite darauf aufmerksam werden. Eine entsprechende Kennzeichnung mit Ort und Jahreszahl würden den Lesefluss erheblich erleichtern und ein besseres Eintauchen in die 500 Seiten lange Geschichte ermöglichen. Der vorzeitige Abbruch des Lesens oder das Lesen des Buches über Monate hinweg erscheint andernfalls denkbar.
Die sehr detaillierten, ausufernden Beschreibungen in einer gehobenen, poetischen Sprache sind gewöhnungsbedürftig. In langen, verschachtelten Sätzen werden die Umgebungsmerkmale in vielen Metaphern deutlich. Da wird von einem eisernen Gerippe der Brücke gesprochen, die sich gegen das gespenstische Licht abzeichnet (Seite 155). Andere Teile des Buchs haben ihren Schwerpunkt eher in den Dialogen, die glücklicherweise weniger detailliert auf die Umgebung eingehen. Diese Dialoge fließen leichter dahin, sind spannend und meistens gut nachvollziehbar geschrieben.
Die Geschichte lässt sich im Laufe des Buches kaum vorhersehen, wodurch die Spannung erhöht wird. Die unerwarteten Zeitsprünge mindern dagegen den Lesefluss. Dazu kommen die undurchsichtigen, jedoch interessanten Charaktere, die erst nach und nach oder bis zum Schluss nicht in ihrer Gesamtheit ein Bild ergeben. Die Figur Max ist noch am Ehesten umfassend beschrieben, wogegen Mecha bis zum Schluss in der Luft hängt.
Bemerkenswert an diesem Roman sind die detaillierten und interessanten Beschreibungen des argentinischen Tangos, dessen Entstehung und die Grundzüge von Schach.
Das Buches lässt sich einerseits mühsam, teilweise frustrierend lesen und andererseits wirkt die ungewöhnliche, unvorhersehbare Geschichte reizvoll – wogegen der erste Aspekt überwiegt.