Drowning

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elohym78 Avatar

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Das erste, was Carl sieht, als er aus seiner Ohnmacht erwacht, ist, wie sich ein Leichensack über seinem Bruder Rob schließt. Erst nach und nach wird Carl klar, dass sein Bruder ertrunken ist. Doch das Wie und Warum bleibt für ihn ein Rätsel, da er sich beim besten Willen nicht an die Vorgänge erinnern kann. Nur langsam und bruchstückhaft kehrt seine Erinnerung zurück. An
seiner Seite Neisha, die Ex-Freundin seines Bruder. Anfangs hat sie panische Angst von Carl, doch dann siegt die Liebe. Aber Carl findet keinen Frieden, denn sein Bruder verfolgt ihn, sobald er mit Wasser in Berührung kommt. Ist Rob Wirklichkeit, oder verliert Carl den Verstand?

Das Cover zeigt das düstere Wellenspiel eines Sees. Es wirkt auf mich bedrohlich, unendlich und grausam, passt also hervorragend zu Titel und Inhalt des Buches.

Schon in der Leseprobe hat mich Rachel Ward nicht überzeugen können und dies wurde auch im Buch nicht besser, was ich sehr gehofft hatte. Meiner Meinung nach kann das Buch auf zwei Möglichkeiten gelesen werden. Zum einen die offensichtliche: Ein Horrorschocker; denn Carl wird von seinem toten Bruder verfolgt, der sich immer dann manifestiert, wenn Carl mit Wasser in Berührung kommt. Verwesungsgestank liegt in der Luft, dazu die nackte Panik und Todesangst. Doch für diese Variante ist mir die Ausarbeitung eigentlich nicht deutlich genug. Die Horrorelemente sind zwar eindeutig vorhanden, verlieren sich allerdings im Unglaubwürdigen. Stets ist es dunkel, stets kalt und regnerisch. Rob ist zwar für seinen Bruder sichtbar, kann sich allerdings nicht in unserer Welt halten, auch wenn er versucht, Neisha zu ermorden. Mysteriöse Wasserflecken an der Wand, tropfende Wasserhähne, Pfützen, alles bekommt ein eigentümliches Eigenleben. Auf den ersten Blick erschreckend, aber eben nicht überzeugend, was mich sehr störte. Hier hätte ich mir einfach mehr Tiefe und bessere Beschreibungen gewünscht, um in die Welt des Schreckens, des namenlosen Grauens eintauchen zu können.

Auf der anderen Seite kann Carl auch einfach den Verstand verlieren. Er ist Schuld an dem Tod seines Bruders Rob. Dass er ihn jetzt sieht, kann auch einzig und allein an seinen Schuldgefühlen liegen. Denn nur Carl kann seinen Bruder Rob hören und sehen. Zu Beginn ist nicht klar, um was für einen Menschen es sich bei Rob handelt. Erst nach und nach wird offensichtlich, dass er seine Mitmenschen quälte, erpresste und ein Kleinkrimineller auf dem Weg in den Abgrund war. Ohne Skrupel nutzte er Carl und Neisha für seine Machenschaften aus und geht förmlich über Leichen. Die Grenze zur Realität verwischt immer mehr, auch wenn der letzte Kick fehlte, um ganz in die Welt des Wahnsinns abtauchen zu können.

Meiner Meinung nach versucht Rachel Ward diese beiden Elemente krampfhaft zu vermischen, um ein einmaliges Werk zu kreieren, was ihr leider nicht zu hundert Prozent gelingt.

Die Charaktere sind flach und nicht sehr authentisch gelungen. Die innere Zerrissenheit Carls, ob des Todes seines Bruders und die daraus resultierende Gleichgültigkeit fand ich erschreckend. Denn auch, wenn Rob kein Engel war, sondern ein brutaler Kleinkrimineller, dürfte der Tod eines Bruders doch seelische Spuren hinterlassen. Mehr oder anders, als seine körperliche Manifestation, die nur Grauen wiederspiegelt. Auch bin ich nicht ganz schlau aus den Beweggründen Robs geworden. Rache scheint ein Motiv zu sein, aber kann sie wirklich so tief sitzen, dass man seinem eigenen Bruder den Tod wünscht?
Die Mutter scheint auf den ersten Blick eine Säuferin zu sein, die ihr ganzes Elend im Alkohol ertränken möchte. Sie kümmert sich wenig bis gar nicht um ihre Kinder, die mehr und mehr verwahrlosen und gänzlich auf sich allein gestellt sind. Nach dem Tod ihres Sohnes scheint kurzzeitig ein Umdenken bei ihr einzusetzen, welches sich allerdings bald wieder im Dunst der Alkoholdämpfe verflüchtigt.

Mein Fazit

Kein Buch für mich! Weder die Handlung noch die Charaktere konnten mich überzeugen.