Eine Story um Liebe, Ohnmacht und Schuld

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girdie Avatar

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„Drowning – Tödliches Element“ von Rachel Ward ist als Klappbroschur im Verlag chickenhouse erschienen. Der Thriller ist für Jugendliche ab 14 Jahre geeignet, aber für ältere Leser genauso interessant. Der Titel des Buchs wurde auf dem Cover teilweise in die Wellen von Wasser gesetzt. Die Aufmachung ist recht düster und spielt dadurch gemeinsam mit dem Untertitel „Tödliches Element“ auf die Gefahr an, die vom Element Wasser ausgeht.

Der fünfzehnjährige Carl erwacht am Ufer eines Sees und sieht neben sich ein Gesicht, das so aussieht wie sein eigenes. Es ist sein Bruder Rob. Unterdessen wird der Reißverschluss des Leichensacks, in dem Rob liegt, vollständig zugezogen. Ein Schock für Carl. Er selbst wird auf einer Trage in einen bereitstehenden Krankenwagen geschoben, ein Mädchen steigt mit ein und beginnt zu schreien. Zuerst kann Carl sich an nichts mehr erinnern, weder an den Unfall im See noch an die Zeit vor dem Unfall.
Doch die Erinnerungen kommen aus der Situation heraus wieder. Zunächst hat er den Eindruck die Stimme seines Bruders zu hören, schließlich sieht er ihn selbst. Aber wie kann das sein? Sein Bruder stellt Forderungen an ihn, vor denen er fliehen möchte. Aber es geht nicht nur um ihn allein, sondern auch um Neisha, das Mädchen, dass bei dem Unfall im See ebenfalls anwesend war. Carl sucht nach einer Antwort auf seine fehlende Erinnerung, was dort wirklich geschehen ist.

Von Beginn an wird dem Leser klar, dass Carl durch den Unfall schwer traumatisiert wurde. Der Blick auf seinen toten Bruder, die schreiende Neisha und vor allem seine eigene Amnesie lösen in ihm Verwirrung aus. Aufgewachsen ist er in einem Umfeld der unteren Schicht. Seine Mutter ist allein erziehend, selber vom Ehemann verletzt und Alkoholikerin. Bei seiner Suche danach, in welcher Beziehung sein Bruder, Neisha und er selbst standen, gerät er in ein Wechselbad der Gefühle. Mir war es nie ganz klar, ob die Anwesenheit des Bruders die Geschichte ins Mystische hinein zieht oder ob sie aus der Stresssituation und der Überdrehtheit von Carl als Folge des Unfalls nur in dessen Gedanken existiert. Auf jeden Fall wird dadurch die Spannung bis zum Schluss aufrechterhalten bis zum großen Showdown, der jedoch logische Schwächen hat.

Ich wollte so gerne, dass Carl und auch Neisha mir sympathisch sind, aber beide sind Jugendliche, die ihre Grenzen suchen und diese auch austesten, was nicht immer gutzuheißen ist. Die Autorin erzählt aus der Ich-Perspektive von Carl, so dass der Leser alles durch seine Augen sehen und miterleben kann. Dessen Wahrnehmung ist in der Regel kurz und prägnant. Carl wirkt gehetzt und verfolgt vom Wasser, das plötzlich überall ist. Die Autorin bringt in ihrem unverwechselbaren Schreibstil Carl und damit auch den Leser langsam in eine zunehmend unbehagliche Situation, die mich schaudern ließ.
Drowning ist eine Geschichte von Liebe, Vertrauen, Ohnmacht und Schuld, die den Leser auf eine ganz eigene Weise in ihren Bann zieht.