Ein rundum großartiger Roman

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Die Covergestaltung ist minimalistisch und zeigt ein paar gestutzte blutrote Bäume. Der Titel: "Dschomba" - was soll das sein? Und genau diese Frage hat mich dazu gebracht, die Leseprobe zu lesen. Bin zuerst gar nicht hineingekommen. Der Stil war einfach anders und unterschied sich so von meinen Lesegewohnheiten, also anderen Romanen oder überhaupt Literatur.

Dennoch: Irgendwas war an dem Roman. Und so las ich weiter. Irgendwann konnte ich dazu nicht mehr nur auf der Couch oder auf einer Bank sitzen und still lesen. Also stand ich auf, ging in meiner Wohnung auf und ab und rezitierte mir selbst laut vor. Was für eine Offenbarung!

Dragan Dschomba ist Serbe und kam 1954 ins oberösterreichische Eferding, in den Wohnort der Autorin Karin Peschka. Oder sollte man schreiben: Er tanzte sich in den fremden Ort hinein? Jedenfalls wurde er tanzend auf dem Friedhof entdeckt. Der Protagonist führte sich direkt auf, und die Einheimischen waren entsetzt.

Aus dieser Einführung entspinnt sich ein Hin und Her zwischen dem ersten Jahr Dragans in Eferding und dem Jahr 1977, also dreiundzwanzig Jahre später, als die Autorin zehn Jahre alt war und in der Gaststube der Familie mithalf, schlägt aber auch einen Bogen in die heutige Zeit.

Karin Peschka erzählt vom Suchen und Ankommen, vom schwierigen Sich-aneinander-Gewöhnen zwischen Neuankömmlingen und Einheimischen in der ländlichen Umgebung. Sie erzählt davon, wie Außenseiter der einheimischen Gemeinschaft sich zu Ankerpunkten für Zugewanderte entwickeln können, wie das Seltsame an Menschen erklärbar wird, wenn man sich einerseits öffnet, andererseits ein offenes Ohr hat. Der Roman erzählt von beidseitigen Traumata, von verschwiegenen Ereignissen und Orten, vom Leben und vom Tod.

Fazit: In die Sprache musste ich mich erst einfinden, aber wenn man sich darauf einlassen kann, hat der Roman sehr viel zu geben. Dschomba ist eines der wenigen Bücher, die ich wahrscheinlich zweimal lesen werde und jedem ans Herz legen kann. Unbedingt lesen!