„Müssen Erinnerungen rationiert werden wie Vorräte.“

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In „Dschomba“ verfolgen wir zwei Handlungsstränge, wobei der erstere – und auch interessantere – in der Mitte der 1950er Jahre und der zweitere zwanzig Jahre später spielt. Die Ausgangslage ist obskur und skurril zu gleich: ein halbnackter, fremder Mann tanzt auf dem Eferdinger Friedhof herum und wird anschließend beim Dechant im Pfarrhof unterquartiert. Der besagte Unbekannte ist Dragan Džomba, ein Serbe den es in das oberösterreichische Städtchen Eferding verschlagen hat, und das nicht einfach zufällig. Schrittweise erfahren wir mehr über sein Leben, seine Schicksalsschläge und seine Traumata. Wir erlangen überdies Einblicke in die Nachkriegszeit in und rund um Eferding und lernen Charaktere kennen, die wir trotz ihrer Fehler nach und nach ins Herz schließen. Ein Dechant, der ab und zu einmal lügt, ein Pfarrpraktikant mit Höhenangst, ein kleiner Junge mit der Aspiration Profiboxer zu werden und viele mehr. „Dschomba“ handelt von einfachen Menschen, die sich ein Leben aufzubauen versuchen in einer Zeit, in der Armut und Xenophobie noch an der Tagesordnung stehen.

Karin Peschka wirft mit ihrem neuesten Roman Licht auf einen quasi vergessenen Ort, das Kriegsgefangenenlager Aschach/Hartkirchen 1915-1918. Ein Heimatroman, der anhand seines besonderen Schreibstils von Erinnerungen an eine kleine Stadt erzählt.

Wer eine spannungsgeladene Geschichte erwartet, wird dies hier nicht finden. Auch ist der Anfang des Buches etwas träge, was sich jedoch mit der Zeit ändert. Der zweite Handlungsstrang, welcher vom Leben als Wirtstochter in den 1970er Jahren erzählt, ist in den meisten Fällen überflüssig, wird aber im Laufe des Buches auch weniger. Dennoch ziehen die Charaktere rund um und inklusive Dragan Džomba einen in den Bann.

Alles in Allem ist „Dschomba“ vor allem für Geschichtsbegeisterte und Heimatromanliebhabende eine klare Empfehlung.