Anspruchsvoller Roman, welcher ein Mangel an Spannung und wenig Sympathie für die Charaktere aufweist.

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miracleofwords Avatar

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Zusammenfassung:
Von außen wirkt Tille Storkema wie ein gewöhnlicher Bauer. Er lebt seit seiner Geburt auf dem Hof seines Vaters und übernimmt diesen, als er alt genug ist. Er lernt ein nettes Mädchen kennen, heiratet sie und bekommt zwei Kinder mit ihr. Neben seinem Job als Vater kümmert er sich um seinen Hof und schlägt sich mit seinen Eltern herum. Doch Tille hat ein Geheimnis, von dem nur er etwas weiß. Er hat nachts ein Mädchen im Alter von 16 Jahren auf einer Wiese angegriffen und ermordet. Dies geschah vor dreizehn Jahren. In dieser Zeit brodelt sein Heimatdorf und die Verdächtigungen gegen die Bewohnern des Asylbewohnerheims nehmen zu. Tilles Kinder werden älter. Während er zusieht, wie seine Tochter das Alter von seinem damaligen Opfer erreicht, wird das Verdrängen der Erinnerungen an damals immer schwieriger.

Meine Meinung:
Peter Middendorp hat einen Roman geschaffen, der nicht mit seiner Geschichte überzeugt, sondern mit dem außergewöhnlichen Schreibstils Middendorps. Er wählt seine Worte mit Bedacht. Die Geschichte von Tille wurde sehr kühl erzählt. Von Emotionen wurde kein Gebrauch gemacht. Dafür hat der Autor viel wert auf die sprachliche Gestaltung gelegt. Während andere Autoren mehr Wert auf die Emotionen ihrer Charaktere legen, hat Middendorp mit der Sprache gespielt und seine Geschichte auf eine kühle, aber außergewöhnliche Weise erzählt. Dadurch, dass kaum Emotionen eingebaut worden, wurde kaum Spannung aufgebaut. Keine Szene war spannender als die Anderen. Selbst zum Ende hin, änderte sich dies nicht.
Was das Lesen des Romans zusätzlich erschwert hat, waren die fehlenden Erklärungen. Es gab oftmals Sprünge zwischen den Kapiteln, sodass die Zusammenhänge zwischen den Kapiteln fehlten. Man musste sich leider selbst viel dazu denken, um überhaupt erst einmal eine vollständige Geschichte zu haben. Da habe ich kleine erklärende Sätze über das Geschehene vermisst.
Hinzu kommt, dass der Roman in vier Abschnitte unterteilt ist, die vier Jahreszeiten. Diese haben mich hin und wieder verwirrt, da die Geschichte, trotz der Jahreszeit, von Tilles Kindheit an erzählt wird. Nicht nur die Jahreszeiten waren verwirrend, sondern auch die ständigen Zeitsprünge. Mitten in Kapiteln wurde über zwei unterschiedliche Szenen berichtet, welche miteinander verschmolzen. Dabei musste man aufpassen, dass man die beiden Szenen auseinander hält. Oftmals wusste ich leider auch nicht, an welchem Zeitpunkt wir uns befinden, da das Buch sehr viel vor und zurück springt.
Der bereits erwähnte kühle Schreibstil von Middendorp führte außerdem dazu, dass keiner der Charaktere mir sympathisch geworden ist. Ich hatte keine Chance die Charaktere näher kennenzulernen. Obwohl Tille der Protagonist des Romans ist, habe ich das Gefühl, dass ich ihn kaum kenne. Und das, obwohl ich 283 Seiten in seinem Kopf war. Er wurde leider sehr flach dargestellt. Ich hätte gerne viel mehr Gedankengänge von ihm gehabt, wie er über das Geschehnis denkt, wie er sich damit fühlt und wie er später damit umgeht. Allerdings wurden Tilles Gedanken sprachlich schwierig verpackt, sodass es kein einfaches war überhaupt herauszufinden, ob er Reue zeigt.
Ich hatte gehofft, dass das Ende noch ein bisschen raus reißen könnte. Ich hatte gehofft, dass sich die Geschehnisse zum Ende hin zuspitzen würde. Leider war das Ende sehr flach und nicht besonders aufregend. Genauso wenig spannend, wie der Rest. Zwischendurch gab es ein Kapitel, in dem Tilles Zukunft aufgegriffen wird. Aber erst im letzten Kapitel erfährt der Leser dann, was genau mit ihm geschieht. Jedoch sehr schwach.

Fazit:
Meiner Meinung nach hat „Du gehörst mir“ von Peter Middendorp eine niveauvolle Grundidee, aus der man definitiv etwas herausholen könnte. Leider hat sich der Autor zu viel mit den sprachlichen Aspekten seines Romans beschäftigt und die Charaktere etwas links liegen gelassen. Eine kalte Geschichte über das Leben eines Mörders, den der Leser allerdings kaum kennenlernt.