Eine andere Perspektive

Voller Stern Voller Stern Voller Stern Voller Stern Leerer Stern
signalhill Avatar

Von

Die Leseprobe von "Du gehörst mir" von Peter Middendorp hat mich unheimlich in ihren Bann gezogen. Dies kann das Buch nicht durchweg durchhalten, aber ich finde, es ist einmal etwas völlig anderes, ein Verbrechen durch die Augen eines Täters zu betrachten. Dieser steht von Anfang an fest, mitraten ist hier fehl am Platze.

Dabei habe ich mich oft gefragt, wie Middendorp zu einem solchen Roman kommt - was geht in seinem Kopf vor. Die Gedanken und Ideen des Protagonisten sind aufwühlend und oft verstörend, und es ist mir ein Rätsel, wie ein Autor sich so etwas ausdenken kann.

Fakt ist, dass der Leser hier einem Verbrechen näher kommt, als er es in Realität je könnte. Es mag auch erschüttern, dass der Gewaltverbrecher und Familienvater Tille seine Tat nicht zu bereuen scheint. Das erwartet ein "Normalbürger" einfach von einem Täter, aber genau das ist ja oft gar nicht so. Täter zeigen oft keine Reue, und verstehen kann man sie einfach gar nicht. Genau so ist es bei Tille.

Was ich hier etwas fehl am Platze fand, ist die Flüchtlingsthematik, die zwar sehr aktuell ist, die ich für dieses Buch aber nicht gebraucht hätte. Natürlich ist das, was hier passiert, auch das, was in der Realität passieren würde. Ich hätte mich aber gern mehr auf den Täter konzentriert.

Nun weiß ich nicht so recht, was ich von "Du gehörst mir" wirklich halten soll. Das Buch liest sich gut, ich habe es gern gelesen. Manchmal muss der Leser sich die Dinge aber auch selbst ordnen. Wer einen üblichen Krimi oder Thriller erwartet, sollte sich von diesem Buch eher fernhalten. Wer in die Psyche eines Mörders schauen möchte und einige verstörende Passagen erträgt, kann hier ein gutes Buch mit einigen Abstrichen lesen.